Bad Vilbel. „Es liegen Welten zwischen dem jetzigen Zustand am Nordbahnhof, verglichen mit denen noch vor etwa zwei Jahren. Die Unterführung ist gereinigt, die Beleuchtungskörper wurden verdoppelt, die Eingangstür lässt sich öffnen und schließen und die Scheiben sind ersetzt. Über 30.000 Euro haben die Maßnahmen gekostet. Zwei Drittel davon hat die Stadt finanziert“, bilanziert Erster Stadtrat Jörg Frank. Dass es immer wieder doch noch zu Schmierereien oder kleineren Sachbeschädigungen komme, bedauere er, aber die „Bad Vilbeler Putztruppe“ beseitige recht schnell die Schäden. Von der Videoüberwachung, die beschlossene Sache ist und inzwischen auch vom hessischen Datenschutzbeauftragten abgesegnet sei, verspreche er sich die weitere Verbesserung der Lage.
Anerkennung bekundet der Erste Stadtrat für das Engagement des Vereins Stadtmarketing und seines Vorsitzenden Kurt Liebermeister. Dessen beharrliche Anti-Graffiti-Aktionen hätten zur weitgehenden Graffitifreiheit des Nordbahnhofes beigetragen und die Szene „kanalisiert“. Die Außenwand des Freibades sei zu einer Künstlerwerkstatt geworden und die öffentlichen Gebäude – einschließlich des Nordbahnhofes – blieben daher weitgehend verschont, sagte Frank.
Mit Hochdruck arbeite die Stadt an einer neuen Unterführung am Nordbahnhof. Die soll etwa 50 bis 60 Meter vom alten Bahnhofsgebäude entfernt (in Richtung Innen-stadt gesehen) neu gebaut werden und biete dann Bürgern und Bahnkunden auch mehr Sicherheit. „Sie wird größer und breiter als die alte Unterführung und außerdem barrierefrei sein“, sagte Frank. Ziel sei der Abschluss eines „ergänzenden Eisenbahn-Kreuzungsvertrages mit der Bahn, damit die Stadt die Unterführung vorfinanzieren könne, „denn wir möchten nicht warten, bis die Rechtsstreitigkeiten für den Bau des dritten und vierten S-Bahn-Gleises auf Frankfurter Gemarkung entschieden sind, damit endlich im Zuge des Gleisneubaus auch eine neue Unterführung in Bad Vilbel entstehen könnte“. Da geht den Rathausvätern die Bahnuhr zu langsam. Das Geld im Haushalt haben die Stadtverordneten bereits eingestellt.
Ganz besonders lobt der Erste Stadtrat in diesem Kontext den Pächter des Kiosks am Nordbahnhof, Branko Milanovic. Er gebe sich „ganz große Mühe, achtet sehr auf die Instandhaltung seines Kiosks und kontrolliert selbst zu allen möglichen Uhrzeiten in unregelmäßigen Abständen die Liegenschaft und das nähere Umfeld des Bahnhofes. Er spricht Jugendcliquen an, wenn sie sich vor dem Bahnhof versammeln und ihm deren Verhalten verdächtig vorkomme“, beschreibt Frank die Bemühungen des Kioskbetreibers.
Der beste Schutz gegen Zerstörungswut sei laut Frank die soziale Kontrolle, also „eine Belebung der Örtlichkeiten“. Auch diesbezüglich stehe man am Nordbahnhof nicht auf einem Abstellgleis. Das zeige die „sehr positive Initiative von Oskar Dietrich“, der in direkter Nachbarschaft (wie berichtet) einen Penny-Markt baue, die ehemalige Kelterei zu Einzelhandelsflächen und Wohnungen umbaue und die Kelterei „innerhalb unserer Region an einen anderen Standort“ verlege. Der Magistrat erachte diese Veränderungen „als eine sehr schöne Initiative zur Verschönerung des Bahnhofsumfeldes und zur Belebung des Areals“. Wie aus diesen Ausführungen hervorgehe, zeichne sich hier laut Frank ein Imagewandel ab, denn der Bahnhof sei nicht wie vordem ein reines Negativbeispiel, „sondern ein Beispiel für konsequentes, in die Zukunft gerichtetes Handeln sowohl der Stadtverwaltung als auch privater Initiativen“. (sam)