Karben. Was die Spatzen schon von den Dächern gepfiffen haben, wird nun offiziell bestätigt: Im Alten Rathaus in Klein-Karben wird eine Hausarztpraxis eröffnet. Damit könnte sich die Hausarztsituation in der wachsenden Stadt entspannen.
In die Räume der Ahmadiyya-Gemeinde, die im Okarbener Gewerbegebiet eine Moschee errichtet hat und deshalb ausziehen wird, und des Senioren-Computer-Zentrums (Secuz) im Erdgeschoss des Alten Rathauses wird die neue Praxis eingerichtet. Das Secuz erhält von der Stadt neue Räume in der Ramonville-Straße.
Tanja Kalb-Fichtel und Barbara Gerhardus werden auf den rund 200 Quadratmetern dort am 1. Oktober ihre Praxis eröffnen. Die Arztpraxis ist auch ein kleines Politikum. Denn seit Jahren bemüht sich die Stadt um einen zusätzlichen Hausarztsitz. Dazu hat Bürgermeister Guido Rahn (CDU) eine Menge Anstrengungen unternommen. Immer wieder war die Stadtspitze, politisch unterstützt vom gesamten Stadtparlament, bei der KV vorstellig geworden. Denn bekanntlich sieht die Vertretung der Kassenärzte den gesamten Bezirk zwischen Karben und Bad Nauheim. Da die meisten Mediziner in die Kurstadt Bad Nauheim wollen, hat es Karben bislang schwer gehabt.
Doch hat sich die Beharrlichkeit offenbar ausgezahlt. Bereits im März hat KV-Sprecher Matthias Roth angedeutet, die Kassenärztlichen Vereinigung habe verstanden, dass die Hausarztsituation in Karben knapp sei. Und das konnte die Stadt mit Zahlen belegen. Demnach soll es laut allgemeinem Schlüssel einen Hausarztsitz für 1670 Einwohner geben. Das würde für Karben 13 Hausärzte ausmachen. Tatsächlich sind der Stadt sieben Hausarztpraxen bekannt, acht Hausarztsitze sind laut KV für Karben registriert. Allerdings sei die Region mit ihren 90 Arztsitzen überversorgt.
Laut Rahn habe es bei der KV »mehrere positive Gespräche« gegeben. Wegen des Bevölkerungswachstums, das sowohl für Karben als auch für die gesamte Region erwartet werde, »spricht nichts gegen einen Sitz für Karben«, konnte Rahn in einer Sitzung des Hauptausschusses mitteilen.
Dies gelte umso mehr, als dass viele Hausärzte in Karben nur noch bedingt neue Patienten aufnehmen. Der Verweis auf Mediziner in Friedberg oder Bad Nauheim sei für ältere Bürger keine adäquate Alternative. »Gerade für ältere Mitbürger ist es wichtig, einen Hausarzt vor Ort zu haben«, betont Bürgermeister Rahn.(pe)
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