Was die Einen als Vertrauensverlust der Bürger in die Stadtverwaltung deuteten, war für die Anderen ein Zeichen, dass die Bürger zufrieden sind: Nur etwa 50 Besucher kamen am Donnerstagabend zur Bürgerversammlung ins Kurhaus.
Bad Vilbel. Bahn- und Fluglärm, Frankfurter Straße und Neue Mitte, aber auch die mögliche Bewerbung um den Hessentag, persönliche Anliegen und Anregungen zu bevorstehenden und laufenden Maßnahmen – das waren die herausragenden Themen bei der Bürgerversammlung, zu der Stadtverordnetenvorsteher Josef Maetz (CDU) eingeladen hatte. Wie in den vergangenen Jahren präsentierten sich die Fachbereiche aus dem Rathaus mit Anlaufpunkten im Kurhaussaal und unter der Galerie, wo sich die Bürger direkt mit Problemen, Fragen und Vorschlägen an die Experten wenden konnten.
„Ich find’s gut, dass man hier direkt mit den Leuten aus dem Rathaus reden kann“, sagte Christian Dittmann, der frisch aus Frankfurt ins Gronauer Neubaugebiet zugezogen ist. Diese unmittelbare Nähe kenne er aus Frankfurt nicht. „Dabei melden sich bestimmt auch viele Bürger zu Wort, denen es deutlich schwerer fallen würde, sich am Mikrofon vor der ganzen Versammlung zu äußern“, vermutete er.
Dittmann war einer der seltenen Gäste, die bewusst die Finanzverwaltung ansteuerten, um sich als neuer Eigenheimbesitzer über die Grundlagen der Abwassergebührenberechnung zu informieren. Johannes Gregor erklärte die gesplittete Kostenermittlung nach Regenwasser und Abwasser. Und bot dem neuen Gronauer an, mit der ersten Abrechnung zu ihm zu kommen, damit alle Unklarheiten beseitigt werden können. Dittmanns weiteres Interesse galt dem viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke. Denn in Frankfurt hatte er als Anwohner schon mit dem ersten Bauabschnitt zu tun – und nun erlebt er die Fortsetzung als Bad Vilbeler. Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) stand mehreren Bürgern dazu Rede und Antwort. Er ging dabei ebenso wie Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) in seiner Einführungsrede darauf ein, dass zwischen Frankfurt und Bad Vilbel gebaut werden darf, nachdem der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel 28 Klagen zurück gewiesen hat.
Brücken scheinen das Lieblingsthema eines anderen Bürgers zu sein. Er hatte gleich mehrere Vorschläge mitgebracht, wie damit möglicherweise Verkehrsprobleme gelöst werden könnten. So schlug er Bauamtsleiter Erik Schächer vor, am Viadukt auf dem Niveau der Schienen die Fußgänger über die zwei geplanten Kreisel in der Homburger Straße zu führen. Und der Gerbersteg, so schlug er Hauptamtsleiter Walter Lassek vor, könnte nach Dortelweil verfrachtet werden, wo er als Fußgängersteg neben der Niddabrücke zum Sportplatz die Verkehrsströme entzerren könnte.
Wie kaum anders zu erwarten, war Schächer neben Frank der gefragteste Mann des Abends. Viele Fragen zur Neuen Mitte wurden ihm gestellt. Das Pflaster auf den Bürgersteigen der Frankfurter Straße und seine Erneuerung wurden diskutiert.
Grundsätzliche Kritik an der Form der Bürgerversammlung übte Hans-Joachim Lotz, der im vergangenen Jahr das (gescheiterte) Bürgerbegehren gegen den Bau der Nidda-Mediathek mitinitiiert hatte. Die Veranstaltung finde nur in einer „scheindemokratischen Öffentlichkeit“ statt, da es keine offizielle Erklärungen gebe, um welche Bürgeranliegen sich die Verwaltung kümmern will und hinter welchen Anregungen sie steht. Deshalb sei das Interesse so gering. Maetz sah dies anders: „Die Bürger nutzen die vielfältigen Möglichkeiten, die ihnen geboten werden, sich zu äußern und Einfluss zu nehmen, etwa bei Bürgersprechstunden der Ortsbeiräte oder über Parteien.“