Karben. An einem Theaterworkshop mit Schauspieler Jens Wachholz durften die Karbener Kirchenmäuse kürzlich teilnehmen. Der Kontakt kam über Gerhard Radgen zustande, dem Leiter der Chorgruppe.
Wie spricht man deutlich? Wie bereitet sich ein Schauspieler auf seine Rollen vor? Jens Wachholz weiß das genau. Auf dem Vorplatz des evangelischen Gemeindehauses in Groß-Karben gibt er Auskunft. Er wirkt entspannt.
Bei den späteren Übungen im Gemeindehaus kehrt Wachholz das Schöne an seinem Beruf heraus: Er tobt sich aus. Gemeinsam mit zehn sieben bis zehn Jahre alten Kindern des 1988 gegründeten Kinderchores schreit, hüpft und fantasiert er. Auffällig: Beim Sprechen ist Wachholz konzentriert, legt Wert auf die Worte, die er wählt, und den Satzbau. Stimme ist für ihn ein wichtiges Instrument. Das versucht er auch den Kindern zu vermitteln. „Schließlich ist ein Schauspieler auf der Bühne stets mit seinem Körper und seiner Stimme präsent“, sagt er.
Dass Wachholz in Karben zu Gast sein kann, ist ein Glücksfall. Denn Karben ist nur einen Katzensprung von Bad Vilbel entfernt, wo der Schauspieler während der diesjährigen Festspielsaison den Schweizer in „Die Räuber“ gab, den Streikbrecher in „Don Camillo und Peppone“ und auch Sylvio in „Kalenderboys“. Vor zwei Jahren lernten sich Wachholz und Gerhard Radgen, Gründer und Leiter der Kirchenmäuse, bei der Produktion „Der Hauptmann von Köpenick“ in Bad Vilbel kennen.
Radgen bekam eine Rolle als Statist. In diesem Jahr sah man ihn bei einer Statistenrolle in „Don Camillo und Peppone“. Beide kamen schnell ins Gespräch, auch über Wachholz’ zweites Standbein Theaterpädagogik. Seit fünf Jahren gibt dieser an der Theaterschule Aachen Unterricht in Szenenstudium und Sprecherziehung. Die Karbener Kirchenmäuse profitierten von Fantasie bildenden Übungen sowie Sprech- und Stimmübungen. Zwei Stunden Zeit brachte Wachholz mit. Am Abend verwandelte er sich in der letzten Vorstellung der Kalenderboys in der Vilbeler Burg erneut in Sylvio.
Zuvor schulte er die Fantasie der Kinder und vermittelte Theater als Spaßfaktor. Rhythmische Sprechübungen mit Gedichten nahm er dabei zu Hilfe. Auch Atem- und Lockerungsübungen mit Hüpfen standen auf dem Programm. Danach hatten die Konsonanten ihren großen Auftritt. „P, t, k und b, d, g“ sagten die Kinder laut auf. Als Lohn durften sie mit den Lippen flattern und laut trompeten, bis es in den Ohren summte. Damit die Konsonanten klangen, wurden Vokale zu Hilfe genommen. „A, e, i, o, u“ schrien die Kinder im Rhythmus ihrer stampfenden Füße, artikulierten Zahlenfolgen.
Den Raum durchschritten sie im wechselnden Tempo. Kurz darauf versetzten sie sich in fantasievolle Situationen. „Ihr befindet euch auf einer grünen Wiese. Es ist heiß“, sagte Wachholz. Einige Kinder legten sich auf den Fußboden. Die Wiese wurde zu heißem Sand, zu tiefem Wasser, Gummi, einer spiegelglatten Fläche. Auch Dschungeltiere wurden imitiert. Doch wie bewegt sich ein Affe fort, wie reagiert eine von einem Hund verfolgte Katze? Der Theaterworkshop vermittelte all dies auf (schau)spielerische Weise. Die neuen Erfahrungen sollen in Erinnerung bleiben, etwa beim aktuellen Projekt „Ein Engel“ das im Frühjahr 2011 zur Aufführung kommt, hofft Radgen. (gia)