Die Rubrik „Der direkte Draht“ vom Magistrat der Stadt Bad Vilbel, der wöchentlich im Bad Vilbeler Anzeiger erscheint, hat in der Fassung vom 12. Januar dieses Jahres großen Unmut und Ärger des SPD-Ortsbezirks Bad Vilbel hervorgerufen. Deren Vorsitzender Rainer Fich schickte folgende Stellungnahme:
„Seit ewigen Zeiten missbraucht der CDU-gesteuerte Magistrat der Stadt Bad Vilbel die Rubrik ’Der direkte Draht’ im amtlichen Bekanntmachungsblatt für politische Stimmungsmache. Fast zwei Generationen Bad Vilbeler Bürger kennen das schon so. Doch ich will mich daran weder gewöhnen, noch werde ich es akzeptieren, dass aus dem Hause einer Stadtverwaltung mit Neutralitätspflicht Stimmung zu Lasten der Familien gemacht wird.
Es soll immer wieder der Eindruck vermittelt werden, dass man als Eltern doch dankbar sein müsse für das große Engagement der Stadt in der Kinderbetreuung. Und dabei gehört doch diese Aufgabe zu den Pflichtaufgaben der Stadt. Übrigens anders als der Bau von Wellnesstempeln für dreistellige Millionensummen, auch wenn nach derzeitigem Zwischenstand der Planungen ein Privatinvestor den Löwenanteil investiert.
Dass man sich als Leitung der Stadtverwaltung, also als Magistrat über eine Erhöhung der Kitagebühren von „nur“ 8 % freuen kann, zeigt schon, welche Denke in der politischen Führungsebene von CDU und FDP in Bad Vilbel vorherrscht. Zur Rechtfertigung von Erhöhungen wird da die Frage aufgeworfen, was denn eigentlich ein Babysitter pro Stunde kostet. In einer Kita ist aus meiner Sicht die Grundlage für frühe Bildung zu schaffen, ohne dass die Frage eine Rolle spielen darf, ob man sich die Kita oder gar Kinder leisten kann.
In dieser aktuellen Kolumne aus dem Rathaus wird den Eltern gar zugerufen, dass auch gesehen werden müsse, bis zu welcher Grenze man städtische Zuschüsse für die Betreuung und Bildung der Kinder in Anspruch nehmen kann. Offensichtlich soll man als Eltern hier noch ein schlechtes Gewissen haben, dass es gerade in Bad Vilbel nicht noch teurer ist.
Und dann wird noch ergänzt, dass man das liebe städtische Geld doch auch noch für andere Dinge wie z.B. Kultur und städtische Grünanlagen benötige. Heißt: Aufgepasst, dass die Kinder nicht zu viel profitieren .
’Ohne Kinder hat eine Stadt keine Zukunft’, deshalb verbieten sich doch jegliche Vergleiche mit anderen städtischen Ausgaben. Wir brauchen viele hervorragend betreute und gut ausgebildete Kinder. Die Aufgaben der Zukunft werden immer größer und in die nächsten Generationen können Staat und Stadt gar nicht genug investieren.
Ja, ich bin traurig, dass solche Denkweisen in dem CDU-gesteuerten Magistrat vorherrschen. Und es ist zudem unverschämt, dass die Kolumne ’Der direkte Draht’ dann auch noch zumeist mit den Grüßen des Magistrats der Stadt Bad Vilbel schließt, und das obwohl diesem mit Udo Landgrebe auch ein SPD-Mann angehört, der regelmäßig von den Mitteilungen erst über die Zeitung erfährt.
Da verstecken sich die Schreiberlinge aus dem Rathaus auch noch hinter dem amtlichen Ausdruck „Magistrat“ statt sich zu ihren Meinungen persönlich zu bekennen.
Das reiche Bad Vilbel – so arm.“