Bad Vilbel. SPD und Grüne einigten sich auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl. Helmut Betschel-Pflügel (53), ehrenamtlicher Kreis-Schuldezernent, soll Amtsinhaber Thomas Stöhr (CDU) herausfordern.
„Boah, das ist ein Mann, der sich kurz fassen kann!“ Das soll Angela Merkel anno 1993 – damals noch Ministerin im Kabinett Helmut Kohl – über Helmut Betschel-Pflügel gesagt haben. Anlass war eine Präsentation zum damals neuen Jugendgerichtgesetz, an dem der Grünen-Politiker mitgearbeitet hatte. Für seinen Part benötigte er nur 40 Sekunden Redezeit. Diese Anekdote erzählte Betschel-Pflügel am Montagabend im Bad Vilbeler Kurhaus. Anlass war seine Pressekonferenz, auf der er sich als Bewerber um den Bad Vilbeler Bürgermeisterposten vorstellte.
Monatelang war über den Kandidaten der SPD und der Grünen gerätselt worden. Vor allem die Genossen taten sich offensichtlich nach den deutlich verlorenen Wahlen auf Landes- und Bundesebene schwer, einen Bewerber für die schwarze Hochburg Bad Vilbel zu finden. „Ich bin vor einigen Monaten an beide Parteivorstände herangetreten“, erinnert sich Betschel-Pflügel. Montagabend stellte er sich auf getrennten Mitgliederversammlungen bei SPD und Grünen vor – und fand Zustimmung. „Die Menschen in Bad Vilbel sind nicht mehr einverstanden mit dem, was die politische Spitze hier zelebriert“, nennt er als Motivation für seine Kandidatur. Er wolle als „unabhängiger Bewerber“ ins Rennen gehen. Um das nach außen zu dokumentieren, legt er mit sofortiger Wirkung seinen Posten als Sprecher der Wetterauer Grünen nieder. Sein Parteibuch will er aber behalten. Auch sein Ehrenamt als Schuldezernent des Wetteraukreises will er weiter wahrnehmen. Mit dieser Aufgabe begründet er auch seine Kompetenz für den Bürgermeisterposten: „Ich bin jetzt Chef von rund 300 Mitarbeitern, mein Haushalt beläuft sich auf rund 80 Millionen Euro – das lässt sich mit Bad Vilbel locker vergleichen!“ (zlp)