Karben. Vier Monate sind die Kommunalwahlen her, und die Opposition sieht nun die Wahrheit ans Licht kommen: „Das war ein reiner Wahlkampfhaushalt“, schimpft SPD-Fraktionschef Thomas Görlich über die Finanzplanung der Regierung Rahn fürs laufende Jahr. Gerade erst haben Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und Stadtwerke-Stadtrat Michael Ottens (FW) angekündigt, dass der Wellness-Anbau an das Hallenfreizeitbad wohl verschoben werden muss (siehe nebenstehenden Artikel)..
„Mit den Zahlen, die mir vorliegen, habe ich den Verdacht, dass man es kaputt rechnet“, sagt Görlich, der für seine Fraktion in der Betriebskommission der Stadtwerke sitzt. So kalkulierten die Stadtwerke beispielsweise mit ständig zwei Mitarbeitern allein für den Saunabetrieb. „Ich weiß nicht, ob man die dorthin rechnen muss“, oder ob man nicht mehr Synergien mit dem Badebetrieb nutzen könne. Dass die Stadtwerke nun ihre Anbau-Entscheidung aus dem März kippen, kreidet Görlich Stadtrat Ottens als Fehler an. „Hier wird mit offenen Augen geschlafen oder man fährt das bewusst gegen die Wand.“ So sei es erstaunlich, dass niemand bislang daran gedacht habe, dass für den Bau wegen seiner Nähe zur Nidda teure Pfahlgründungen notwendig werden. „Es ist ja nun nicht neu, dass das Bad direkt neben der Nidda steht.“
Ein Verschieben des Anbaus mache die Lage fürs Schwimmbad noch schwieriger, befürchtet Thomas Görlich. „Dass das Bad nur mit einer Sauna erfolgreich ist, darin waren wir uns bisher alle einig.“
Das gelte weiter, beteuert Bürgermeister Guido Rahn „Der Wille ist da, das Schwimmbad attraktiv zu machen – und die Sauna ist im Gesamtzusammenhang sinnvoll, weil viele Fixkosten ohnehin da sind.“ Doch könne die Stadt nur ausgeben, was sie einnehme; das lasse womöglich Sanierung und Anbau nicht gleichzeitig zu. „Wir wollen die Schulden nicht in astronomische Höhen treiben“, sagt Rahn. Schrittweise vorzugehen sei stets eine Option gewesen“.
Michael Ottens wirft der SPD indirekt Versäumnisse vor. „Wir machen jetzt Untersuchungen, die jahrelang nicht gemacht wurden.“ Die Ergebnisse seien ständig „überraschend für alle“. Beispielsweise untersuche man Rissbildung im hölzernen Deckengebälk, das dauerhaft 30 Grad warmer Chlorluft ausgesetzt sei. „Wir wollen im Dezember zum ersten Mal seit der Inbetriebnahme das Wasser aus den Becken ablassen, um die Schäden dort aufzunehmen“, kündigt er an.
Mit der 2,5-Millionen-Euro-Obergrenze für Sanierung und Neubau habe er sich „schon immer politisch schwer getan“, räumt Ottens ein. Eine höhere Summe könne er der Stadtkasse nicht zumuten. So sei auch offen, ob nach dem Abriss der jetzigen Sauna überhaupt eine Interims-Sauna für die jährlich nur 7500 Saunagäste eingebaut werde. „Es gibt Stimmen“, sagt Ottens, „die dafür sind, das Bad vorübergehend ohne Sauna zu lassen.“
Inzwischen suchen die Stadtwerke sogar schon Nachmieter für die Sauna-Räume im Obergeschoss. Dort soll etwa ein Physiotherapeut seine Dienste anbieten, was die SPD vorschlug, aber „das macht nur im Gesamtkonzept Sinn“, sagt Görlich, „aber nicht anstelle einer Sauna.“ (den)