In den nächsten Wochen soll die Nordumgehung Karben in der Landschaft sichtbar werden. Für den Start des Trassenbaus haben Politiker und Behördenvertreter einen offiziellen Spatenstich zelebriert, bereits den zweiten für das 20-Millionen-Euro Projekt.
Karben. Nicht etwa dort, wo schon bald die Fahrbahn der Nordumgehung Karben entstehen soll, stecken Politiker und Behördenvertreter am Mittwochnachmittag ihre Spaten in den Boden, sondern auf dem Acker nebenan.
Dieser erste Spatenstich ist bereits der zweite für das Vorhaben. Ende Januar 2013 hatten die Politiker schon einmal den Baustart zelebriert. Dann aber tat sich fast nichts, es entstand bloß die Brücke über die Nidda. Diesmal werde das anders, verspricht Landrat Joachim Arnold (SPD). Denn er ist für den Abschnitt der Bauherr, der nun in Angriff genommen wird: Zwischen dem künftigen Kreisverkehr an der Burg-Gräfenröder Straße und dem Anschluss an die Kreisstraße 246 nach Heldenbergen wird die Umgehung eine Kreisstraße sein.
„Heute beginnt der eigentliche Straßenbau“, erklärt Arnold. Wohl bis Jahresende soll der 1,1 Kilometer lange Abschnitt der 3,2 Kilometer langen Umgehung fertig werden, inklusive neuem Kreisverkehr. Über vorübergehende Umfahrungsspuren soll der Verkehr an beiden Enden des Teilstücks an der Baustelle vorbeirollen, erklärt ein Sprecher des hessischen Verkehrsministeriums.
Neue Lebensqualität
An der Landesstraße Richtung Burg-Gräfenrode haben dafür bereits die Arbeiten begonnen. Der Kreis trägt 2,7 Millionen Euro zu dem Bauvorhaben bei, wovon allerdings 1,6 Millionen Euro Zuschüsse des Bundes sind. Die Nordumgehung insgesamt soll rund 20 Millionen Euro kosten. Eine Steigerung um 3,5 Millionen Euro hatte Verkehrsstaatssekretär Matthias Samson (Grüne) vergangene Woche eingeräumt. Ursache sei, dass intensivere Erdarbeiten und eine unerwartete Kanalverlegung nötig wurden. Auch fielen die Baupreise höher aus als 2011 kalkuliert.
17,4 Millionen der Baukosten finanziert die Stadt für das Land vor. Das sei „Teil einer guten Kooperation“, erklärt Burkhard Vieth, Präsident der Landes-Straßenbaubehörde Hessen Mobil. Dafür gibt’s Lob vom Landrat, dass Bürgermeister Guido Rahn (CDU) bei dem seit Jahrzehnten diskutierten Projekt „den Deckel draufgemacht“ habe.
Eile sei geboten, erklärt Rahn, denn nur noch bis 2016 laufe das Dorferneuerungsprogramm. Mit dessen Geldern solle noch die Ortsdurchfahrt umgestaltet werden. „Es soll wieder Lebensqualität in den Ort hinein“, sagt Peter Mayer von der Bürgerinitiative Nordumgehung jetzt! (BI). Er und Mitstreiter Harald Ruhl stecken ebenso wie die Politiker Spaten in die Erde – und erhalten ebenso Lob vom Landrat „für ihr Engagement“. Die BI wirbt seit sieben Jahren für den Bau der Straße, unter anderem mit zwei Demonstrationszügen durch den Ort. Wichtigste Aufgabe sei es gewesen, das Projekt bei den Verantwortlichen präsent zu halten, erinnert Ruhl und grinst: „Immer, wenn es ruhig darum wurde, haben wir dafür gesorgt, dass die Akte im Ministerium auf dem Stapel wieder oben drauf gelegt wurde.“
Noch vier Baustarts?
Wichtig sei, dass die Bürger in Groß-Karben nicht gegeneinander ausgespielt würden, erklärt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kuhl (SPD): „Man darf nicht die Lärmentlastung im Ort durch eine Mehrbelastung am Ortsrand bezahlen.“ Deshalb lobt der Landrat auch, dass sich die Stadt „generös gezeigt“ habe und dort nun einen Lärmschutzwall spendiere „übers Baurecht hinaus“. Damit hatte Bürgermeister Rahn die Straßengegner dazu gebracht, ihre Klage zurückzuziehen.
So ist die Stimmung an diesem Nachmittag gelöst, und es wird viel gelacht. Die Aktiven der BI amüsieren sich prächtig, als sie durchzählen, wie viele „erste“ Spatenstiche es wohl noch geben werde, wenn die Politiker weiter jeden Bauabschnitt einzeln zelebrieren wollten. Ergebnis: drei bis vier. „Und 2017“, kündigt Peter Mayer an, „werden wir dann mitten im Ort auf der Bahnhofstraße unser Dorffest feiern.“ (den)