Bad Vilbel. Erst schleppt der Jugendliche sein rotes Kajak die steile bewachsene Böschung hinunter. Als er es stabil im Gras abgelegt hat, verschwindet der vielleicht 14-jährige Junge noch einmal kurz im Haus, um sich umzuziehen. In Badehose kommt er schließlich wieder heraus, nimmt im Boot Platz und stößt sich mit dem Paddel vom Ufer ab. Szenen wie diese sind gerade in den Sommerferien an der Nidda bei Bad Vilbel häufig zu beobachten. Seit vor zwei Jahren mit der Renaturierung des Flusslaufs begonnen wurde, läuft die Diskussion, wie viel Freizeitspaß die Natur verträgt. Denn seit Beginn der Umgestaltung haben sich wieder zahlreiche seltene Vogelarten wie Eisvogel, Kiebitz und Flussregenpfeifer entlang des Stroms angesiedelt.
Um sie zu schützen, soll ein Konzept ausgearbeitet werden, wann das Paddeln auf der Nidda erlaubt ist. Die Untere Naturschutzbehörde führt bereits seit längerem Gespräche mit den beteiligten Akteuren, also dem Landessportbund Hessen und dem Hessischen Kanuverband. Ein Ergebnis wird für Ende August erwartet. „Ich kann nur sagen, es wird nach einer Lösung gesucht“, bestätigt Michael Schwarz, stellvertretender Fachdienstleiter der Unteren Naturschutzbehörde des Wetteraukreises.
Wie genau die aussehen soll, will er im Moment noch nicht sagen. Zu erwarten ist allerdings, dass es eine Sperrfrist für die Dauer der Brut- und Setzzeit der Tiere geben wird. Konkret würde das möglicherweise bedeuten, dass die Nidda zwischen dem Beginn des Frühjahrs bis etwa Mitte Juli für Kanu- und Kajakfahrer gesperrt sein würde. Die Grünen im Dortelweiler Ortsbeirat, allen voran Kurt Sänger (60), begrüßen eine solche Regelung. „Die Natur ist keine Spaßkulisse“, betont er. „Gleichzeitig kann man sie dem Bürger aber auch nicht nahebringen, wenn man ihn aussperrt. Da muss man einen Kompromiss finden.“ Ein Kanuführerschein, wie ihn verschiedene Stellen seit langem fordern, wird hier jedoch wohl nicht in Betracht gezogen werden. Laut Schwarz müssten noch die Angler angehört werden.