Sonntags sind Deutsche am glücklichsten. Das hat eine forsa-Umfrage ergeben. Demnach empfinden an einem Sonntag 65 Prozent der Deutschen große Lebensfreude. An Werktagen ist es nur knapp jeder Dritte. Der Studie zufolge ist Lebensfreude kein Privileg für Wohlhabende: 76 Prozent der Deutschen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 bezeichneten sich als lebensfroh. Bei den Befragten, die mehr als 2.500 zur Verfügung haben, sind es 80 Prozent.
Viel wichtiger als die Höhe des Einkommens sind der Umfrage zufolge Aktivitäten, mit denen man den Tag ausfüllt. Ganz wichtig ist den Deutschen die Freizeitgestaltung. 77 Prozent geben an, ihre Freizeit am liebsten mit Freunden zu verbringen. Fast genauso viele nannten das Zusammensein mit der Familie als liebste Freizeitbeschäftigung. Es folgten Musizieren, Sport und ehrenamtliche Aktivitäten. Der Kirchgang bedeutet immerhin für 26 Prozent der Deutschen Lebensfreude. 17 Prozent macht das Engagement in Bürgerinitiativen und Parteien glücklich. „Geteilte Freude ist doppelte Freude“, lautet eine bekannte Weisheit. Es ist die charmantere Variante des Wochenspruches aus dem Lukas-Evangelium: „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen.“ Und appelliert an unser Mitgefühl für andere. Ehrenamtliches Engagement in Kirche und Verein ist dabei ein wesentlicher Teil, von den eigenen Begabungen an andere abzugeben und dabei Freude am Leben verspüren.
Für mich wird die Freude getrübt, wenn ich mir bewusst mache, wie viele Menschen das nicht erleben können, weil Krieg ihr Leben zerstört. Noch mehr betrübt es mich, wenn ich lese, dass der Rüstungsetat in Deutschland sich in den nächsten Jahren immens erhöhen soll. Gleichzeitig ist bekannt, dass der „Krieg gegen den Terror“ seit dem 11. September 2001 allein in den ersten zehn Jahren 1,3 Millionen Menschen in Afghanistan, Pakistan und im Irak das Leben gekostet hat.
Auch der Frieden im Herzen von Europa wird trotz Aufrüstung immer brüchiger. Wenn wir also im Sinne Jesu unsere Lebensfreude mit anderen teilen, wünsche ich mir, dass wieder mehr Mittel in den Aufbau für zivile und gewaltfreie Konfliktbearbeitung und Mediationszentren gesteckt werden sowie in internationale Katastrophen- und Aufbauhilfe, „…denn wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“
Eckart Dautenheimer,
ev. Pfarrer in Okarben