Bad Vilbel. Immer mehr Menschen müssen mit immer weniger Geld auskommen. „Ein ausgewogenes abwechslungsreiches Mittagessen ist bei vielen Bürgern mit einem schmalen Budget oft nicht möglich“, sagt Rainer Fich, Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Bad Vilbel (Awo). Seit Mai setzen sich er und ein engagiertes Team Ehrenamtlicher dafür ein, dass diesen Bürgern geholfen wird. Jeden Montag serviert Köchin Mechthild Leidinger-Heimbächer unterstützt von Helga Promeß und weiteren Helferinnen jeweils mindestens 15 bis 20 bedürftigen Bürgern ein schmackhaftes Mittagessen. Zuletzt gab es als Vorspeise einen bunten Salat, als Hauptgericht Tafelspitz mit Preiselbeeren und Nudeln und als Nachtisch ein Arrangement aus frischem Obst an Pudding, erklärt die leidenschaftliche Köchin. Für das Essen und ein alkoholfreies Getränk zahlen die Gäste zwischen einem und drei Euro. Ihre Bedürftigkeit müssen sie zuvor durch den Berechtigungsausweis für die „Bad Vilbeler Tafel“ nachgewiesen haben. Die Tafel wird inzwischen von 70 bedürftigen Bürgern genutzt. Die Hemmschwelle von Menschen, beim Mittagstisch gesehen zu werden, ist bei Besuchern hoch. Zu den regelmäßigen Gästen beim montäglichen Mittagstisch im Awo-Café gehört Irmgard L. „Das Angebot hier ist sehr gut“, sagt sie. „Hier treffe ich viele Bekannte von früher wieder. Damals ging es ihnen und mir finanziell viel besser. Heute müsse wir alle jeden Cent mehrmals umdrehen.“ Irmgard L. bleiben im Monat nach Abzug sämtlicher Kosten 200 Euro zum Leben. „Damit kann ich keine großen Sprünge machen und mich auch nicht vernünftig ernähren. Es ist schon bitter. Ich habe 33 Jahre lang gearbeitet, um heute arm zu sein.“ Renate A. kommt mit ihrem Ehemann zum Mittagstisch: „Das Essen hier ist immer lecker. Es ist schade, dass sich so viele schämen und nicht hierher zum Essen kommen. Für uns ist dieses Angebot echte Hilfe.“
Zu den regelmäßigen Besuchern gehören neben Senioren mit kleinen Renten und Hartz-IV-Empfängern auch eine Mutter mit zwei Kindern und viele Alleinstehende. Sie alle appellieren zusammen mit dem Awo-Team an Menschen in gleicher Lage, Scheu und Scham zu überwinden und montags von 12.30 bis 14 Uhr zu kommen. Im Gegensatz zum Mittagstisch sind ab Januar beim neuen Awo-Frühstückstisch alle Bad Vilbeler Bürger willkommen. „Jeder Gast zahlt, was er kann und will“, sagt Rainer Fich. Ziel der beiden Angebote sei es, den Bürgern die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam mit anderen eine Mahlzeit einzunehmen und miteinander Kontakte zu knüpfen.