Bad Vilbel. Im Jahr 1935, also vor 75 Jahren, wurde die Massenheimer Feuerwehr gegründet. Die zwei historischen Übungen, die am Sonntag beim Jubiläumsfest gezeigt wurden, reichten allerdings zurück bis 1902. Aus diesem Jahr stammt die Handdruckspritze im Heimatmuseum, die zeigte, dass sie immer noch einsatzbereit ist.
Hunderte von Zuschauern verfolgten gespannt die Übungen, die sich Ex-Wehrführer Ulrich Tschauder für die Jubiläumsfeier ausgedacht hatte. Beide Male brannte ein Haus. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde noch mit deutlich mehr Muskelkraft gelöscht. Sogar Zuschauer wurden eingespannt, um in einer Eimerkette Wasser aus dem Brunnen in die beiden Handdruckspritzen aus Massenheim (1902) und Kilianstädten (1899) zu schöpfen.
Immerhin ging es um das nackte Leben einer Frau, die in ihrer Nachthaube gottserbärmlich aus ihrem Schlafzimmerfenster im Obergeschoss um Hilfe rief, während sie von immer dickeren Rauchschwaden eingehüllt wurde.
Ihre Aussteuer hatte sie schon auf die Gass’ geworfen, als der Feuerhornbläser vor der ersten Spritze den Brandort erreichte. Sie wusste genau, warum sie das tat. Denn ein Löschangriff zielte zu jener Zeit zuvorderst darauf ab, ein Überspringen der Flammen auf benachbarte Gebäude zu verhindern. Die Rettung eines brennenden Hauses erschien zu wenig aussichtsreich.
Dennoch schleppten die Bürger Eimer wie wild, um die Pumpe zu füllen, aus der die Feuerwehrmänner unter ganzem Körpereinsatz das Wasser in die Schläuche pressten. Über eine Leiter wurde die arme Frau gerettet, sank erschöpft darnieder, konnte aber mit ein paar Wasserspritzern aus dem Brunnen rasch wiederbelebt werden.
Die Feuerwehrmänner strahlten in ihren feschen historischen Uniformen, die von einem Theater-Kostümverleih stammten. Die Zuschauer applaudierten und johlten.
Etwas weniger dramatisch war das 50er-Jahre-Feuer, das die Einsatzkräfte schließlich in Originaluniformen und mit einem Tanklöschfahrzeug des zivilen Bevölkerungsschutzes (ZB) aus Schöneck-Büdesheim löschten. Zuerst kam allerdings nur die Motorspritze der Feuerwehr Dortelweil aus dem Jahr 1942 zum Einsatz. Landwirt Theo Waltz zog sie mit seinem Lanz zum Brandherd. „Alles Baujahr 1942“, rief er. „Die Pumpe, der Traktor und der Fahrer auch.“
Da die Motorspritze selbst kein Wasser führt, musste es aus dem Brunnen gesaugt werden – aber immerhin nicht mehr mit Muskelkraft. So war es nicht verwunderlich, dass der Wasserstrahl deutlich stärker war. Über eine Leiter wurde sogar ein Brandangriff durchs Fenster gestartet.
Jeweils etwa 15 bis 20 Aktive der Massenheimer Feuerwehr waren bei beiden Übungen im Einsatz. Ein weiterer Kamerad aus Okarben, der mit seinen Freunden eigentlich „nur zum Zuschauen“ auf das Fest gekommen war, hatte einen unerwarteten Gastauftritt als „Retter von Massenheim“. Beide Übungen starteten nämlich mit einem lauten Knaller auf dem Damm zur Nordumgehung.
Beim zweiten Böller fing das dürre Gras Feuer. Beherzt sprang Stephan Mäser mit einem Wassereimer anno 1902 den Hang hinauf, kippte ihn über die Glut, ließ sich einen zweiten reichen, bis er schließlich einen Schlauch gereicht bekam. „Feuer aus“, konnte er nach zwei gezielten Wasserstößen melden – und freute sich natürlich über spontanen Beifall.