Bad Vilbel. Das Resümee für die gerade abgelaufene Burgfestspielsaison könnte lauten: Je mehr unerwartete Probleme zu bewältigen sind, um so besser fällt die Bilanz aus: Bevor das neue Rekordergebnis von mehr als 73.600 verkauften Karten erzielt wurde, mussten mehrere „Stolpersteine“ aus dem Weg geräumt werden.
Am Tag Eins nach der Saison 2010, keine zwölf Stunden nachdem der letzte Applaus im Burghof verklungen war, verkündeten am Montag Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und Intendant Claus-Günther Kunzmann bei eitlem Sonnenschein den neuen Rekord. Im Vergleich zum Vorjahr waren es rund 1400 Besucher mehr, die eine der Vorstellungen besuchten. Dieses Ergebnis ist vor allem auf die große Nachfrage bei den fünf Eigeninszenierungen zurückzuführen, denn bei den Gastspielen sowie den Matineen war jeweils ein geringfügiges Minus zu verzeichnen, während bei der Kindertheater-Reihe mit 1500 weniger Besuchern der Rückgang rund zehn Prozent beträgt.
Die Saison-Bilanz war jedoch nicht nur durch die Numerik geprägt, sondern auch durch eine ganze Reihe von unerwartet aufgetretenen Problemen sowie die Erfahrung, wie gut die Stimmung im Ensemble gerade bei der Bewältigung dieser „Misslichkeiten“ war. Der – nach Kunzmann – „härteste“ Fall war der Regiewechsel bei der Inszenierung der „Kalender Boys“ zwei Wochen vor der Premiere (wir berichteten). Ein weiterer kurzfristiger Schock war die Sportverletzung eines Musical-Darstellers, für den aber schnell und dauerhaft Ersatz gefunden wurde. Dann erlitt bei einem Sturz ausgerechnet Sonia Tièschky, die Hauptdarstellerin bei „My Fair Ladey“, eine Stimmbandverletzung und konnte nicht singen. Für den bevorstehenden Gastauftritt in Neuwied wurde kurzfristig ein Ersatz engagiert. Bei weiteren Vorstellungen sang ein Ensemble-Mitglied hinter der Bühne die Partie der Eliza Doolittle, während Sonia Tièschky auf der Bühne nur schauspielerte und stumm die Lippen bewegte.
Vor Beginn der Festspielsaison war lange unklar, ob das vorgesehene Spätprogramm im Burgkeller überhaupt gespielt werden könne, denn aus Sicherheitsgründen mussten eine Druckbelüftungsanlage und noch eine Druckentrauchungsanlage installiert werden und zwar in schwieriger Absprache mit der Denkmalbehörde.
„Diese beiden Anlagen finden normalerweise nur in Hochhäusern Verwendung“, erklärte Kunzmann. Als dann klar war, dass alles rechtzeitig eingebaut sein wird und die Proben begannen, stellte sich heraus, dass die verpflichtete Sängerin und der Regisseur nicht auf einen gemeinsamen Nenner kamen, also musste eine neue Sängerin engagiert werden.
Dazwischen gab es bei den Verpflichtungen von diversen Regieassistenzen noch einiges Hin und Her und zuguter Letzt musste sich kurz vor der Schlussvorstellung von „Don Camillo und Peppone“ am 31. August ein Schauspieler krank melden, weil ihm einfach die Stimme abhanden gekommen war und er nicht sprechen konnte. Schnell erklärte sich ein Kollege aus dem Ensemble bereit, den Text zu lernen und die gesamte Truppe traf sich ohne zu Murren am Nachmittag vor der Vorstellung zu einer Extra-Probe im Burghof. „Dass dies alles so reibungslos geklappt hat, zeigt die gute Stimmung unter den Schauspielern, und dass sie wirklich gerne hier in Bad Vilbel spielen“, zeigte sich Intendant Kunzmann erfreut. Insofern sprechen er sowie auch Bürgermeister Stöhr „nicht allein von der Numerik der verkauften Karten her von einer Super-Bilanz.“
Nach der Saison ist vor der Saison und so wurde auch bereits ein kleiner Ausblick auf die Spielzeit 2011, die dann 25. Bad Vilbeler Burgfestspiele, gegeben. Es gibt wieder fünf Eigenproduktionen mit fünf – statt bisher mit vier – Regisseuren. Es stehe auch schon fest, wer was inszeniere, aber darüber wollen sich Bürgermeister und Intendant bis zum Start des Vorverkaufs Ende Oktober dieses Jahres noch in Schweigen hüllen.