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Skater-Paradies

Haben die Pläne für die neue Anlage ausgearbeitet (von links): Dominik Geier, Matthias Brons und Marco Widmann. Foto: den
Haben die Pläne für die neue Anlage ausgearbeitet (von links): Dominik Geier, Matthias Brons und Marco Widmann. Foto: den

Die Skate-Anlage an der Nidda in Klein-Karben soll erheblich erweitert werden. Eine Bowl, deutsch: Schüssel, soll dort entstehen.

Karben. Der Anblick ist traurig. Nur ein paar Ramps stehen auf der Skate-Anlage in Klein-Karben an der Nidda. Hin und wieder rollen ein paar Kinder ein bisschen mit ihren Skateboards herum. Zuletzt hatte die Anlage noch bis zu 30 Besucher jedes Wochenende gezählt.

Im vergangenen Sommer musste die Stadt die Halfpipe abbauen. „Game over“, sagt Matthias Brons vom Verein Sidewalk Surfers. „Der TÜV musste Nein sagen.“ Der Verein kümmert sich seit fünf Jahren um „die Förderung der Rollbrettkultur“ in der Stadt.

Nach 23 Jahren in Betrieb war die alte Holzkonstruktion einfach defekt. „Sie ist ja stark benutzt worden“, erinnert Marco Widmann vom Verein. 1991 baute die Stadt die Anlage. „Die wollten uns von der Straße holen, weil wir auf unseren Boards wie die Vandalen durch den Ort gerast sind“, erinnert sich Brons, damals 17 Jahre alt.

Es wird „richtig gut“

Sofort entwickelte sich die Anlage zum Anziehungspunkt für Skater aus weitem Umkreis. „Sie war ein Aushängeschild.“ Gebaut nach den Vorstellungen der Skater mit zwei nebeneinander liegenden Halfpipes, also Halbröhren, war sie eine Neuheit. „So etwas gab es noch nicht“, erinnert sich Matthias Brons. Die Karbener Konstruktion wurde vielerorts nachgebaut. „Sogar weltweit“, ergänzt Marco Widmann. Mit den perfekten Maßen für perfekte Sprünge.

Selbst Deutsche Meisterschaften trugen die Skater in Karben aus. Ungewöhnlich für eine Individualsportart. Ebenso ungewöhnlich auch, dass sich die Skater in einem Verein zusammenschlossen.

Doch das hilft nun enorm. Denn nach Abriss der alten Halfpipe bleibt die Frage: Wie wird sie ersetzt? Dafür stellen die 20 Vereinsmitglieder ihre Erfahrung zur Verfügung. Viele der Mitglieder skaten heute nur noch gelegentlich auf der Anlage. Sie haben Familie und Kinder, stehen mitten im Berufsleben. So wie Systemadministrator Brons (40) und Marketingmanager Widmann (39).

Leuchtturm-Projekt

„Ohne Verein kein Einfluss“, weiß Vorsitzender Brons. Der Kontakt zur Stadt zahlt sich nun aus. Die Skater haben ihr eine Neugestaltung der Anlage vorgeschlagen. „Wir haben natürlich anderes Wissen und andere Möglichkeiten als vor 23 Jahren“, sagt Dominik Geier (32). Als neunjähriger Steppke staunte er über die Sprünge der „Großen“. Heute ist er Mediengestalter und hat die Planung grafisch aufbereitet. Eine 400 Quadratmeter große Bowl, also Schüssel, schlagen die Skater vor. Mittendrin ist auch die „alte“ Konstruktion der Doppel-Halfpipe enthalten. Die Anlage solle, wie die alte, „richtig gut“ werden, sagt Widmann. Auf der Fläche der vorigen Anlagen soll die neue aber aus Beton gegossen werden, bis zu 1,67 Meter hoch.

„Darauf lässt sich gut fahren und das braucht keine große Pflege“, erklärt Matthias Brons. Zunächst hatten die Skater Zweifel. Haben sie mit ihrem Vorschlag zu hoch gepokert? „Das kann die Stadt alleine ja nicht bezahlen“, räumt Brons ein. Im Rathaus aber zählte man eins und eins zusammen: „Eine solche Anlage ist wieder ein Anziehungspunkt für junge Leute aus der ganzen Region“, sagt Brons. Als Fachleute der Stadt und Skater die Idee beim Regionalpark Rhein-Main vorstellten, sei man dort begeistert gewesen. Die Skate-Anlage soll nun ein Leuchtturm-Projekt im Regionalpark werden. Die Lage am Niddaradweg und der Regionalpark-Rundroute sind ideal.

Ins Konzept der Karbener „Erlebnispunkte“ an der Nidda passe das Vorhaben sowieso, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Zumal direkt vor der Skate-Anlage ein Gelände für die Sportart Parkour entstehen soll, also das Springen über Hindernisse. Beim KSV Klein-Karben hat dies seit ein paar Jahren eine treue Fangemeinde.

Die Anlagen nebeneinander, das habe Charme, freut sich Dominik Geier: „Je mehr los ist, desto weniger Probleme gibt es mit Vandalismus.“ Die Stadt musste die alte Anlage mehrfach teuer reparieren.

Da Regionalpark und Radweg-Zweckverband mitzahlen, könne die Stadt ohne Zusatzkosten eine Attraktion erhalten, hofft der Rathauschef. Ein Drittel der Baukosten zahlt die Stadt, etwa den Betrag, den eine neue Halfpipe gekostet hätte. Denn die Gesamtkosten lägen bei „sicher mehr als 100 000 Euro“. (den)