Für zusammengerechnete 290 Jahre Mitgliedschaft ehrt der Massenheimer Volkschor Frohsinn fünf Sänger. Einst war der Chor eine Familientradition und bot das einzige gesellige Geschehen am Ort. Heute nennen sich die Sänger „Chorios“ und singen ein modernes Repertoire.
Bad Vilbel. Was Tradition bedeutet und wie sie sich wandelt, zeigt der Volkschor Frohsinn Massenheim 1888 gleich mit seinem zweiten Namen: „Chorios Massenheim Chor & More“. Fünf Mitglieder werden in der Jahreshauptversammlung geehrt. So gehört Helma Fischer dem Chor seit 70 Jahren an, sie war 1946 eine der Neugründerinnen. Bis April 2015 hat sie aktiv mitgesungen. Herbert Hinkel ist seit 70 Jahren förderndes Mitglied.
Drei weitere Sänger sind je 50 Jahre dabei. „Ich habe mit 14 Jahren angefangen, weil beide Elternteile gesungen haben, auch mein Opa war schon dabei“, erzählt Karola Schneider, die Erste Vorsitzende. Angefangen hat sie mit der Alt-Stimme, doch dann seien die Männer im Chor knapp geworden und sie im Alter von 30 Jahren auf Tenor umgestiegen. „Ich habe mich in die hintere Reihe gestellt, da stehe ich heute noch“, sagt sie. Eine Untertreibung, später wird sie der zweite Vorsitzende Frank Peters für ihr Universalengagement ehren. Sie sei stets dabei, vom Backen und Kochen für Massenheimer Dorfplatzfeste und Weihnachtsmärkte bis zu den Terminen beim Hessischen Sängerbund. Viel hat sich in den Jahrzehnten verändert. Bei den Mitgliedern gebe es ein Auf und Ab, es waren mal nur 25, jetzt sind unter 89 Mitgliedern 45 aktive Sänger.
In Bewegung bleiben
Früher sind Volkslieder gesungen worden, nun hat sich das Repertoire auf Rock- und Pop-Balladen erweitert. 2014 und 2015 gab es ein Experiment, das aber nicht allen Mitgliedern gleichermaßen gut gefallen hat: zwei Adventskonzerte als audiovisuelle Chor-Show mit Live-Band. Manche fanden, das Tanzen überlagere den Gesang. „Das war zu viel für die Leute“, sagt Schneider, doch „für die Zukunft wünsche ich mir, dass der Chor wieder in Bewegung kommt.“
Jörg Schatz, Massenheimer Ehrenortsvorsteher, ist 2013 als aktives Mitglied ausgeschieden. Zum Chor kam er mit 32 Jahren als Bass, damals 1967 als Neubürger, „weil ich mich im Ort integrieren wollte“. „Ich habe mich immer auf die Auftritte gefreut, die Wertungssingen mit anderen Chören, aber auch auf Reisen, wie in die Steiermark“. Es sei „dieser familiäre Zusammenhalt“, ergänzt Schneider, der den Chor präge. „Man fühlt sich frei, wenn man singen kann“, betont sie.
Das Gesellige ist auch Schneiders Schwester Edeltraut Reith in Erinnerung. Sie ist seit 50 Jahren Mitglied, hat gerade nach 48 Jahren ihre Aufgabe als Notenwartin abgegeben. In den Chor kam sie als Sopranstimme „durch meine Eltern“, aber auch, weil in Massenheim damals sonst nichts los gewesen sei. (dd)
Der Volkschor gibt am 21. Mai, 11.15 Uhr, ein Konzert im ev. Gemeindezentrum zugunsten der evangelischen Kita.