Der große Durchbruch ist für Mandy Schrodt zum Greifen nah: Die Erzieherin aus Rendel hat die Chance, in der Schlagerbranche professoniell Fuß zu fassen. Erst aber muss sie noch das Finale des Schlagerwettbewerbs von hr4 gewinnen.
Karben. Aus dem Küchenradio trällert Madonna ihr „Girl Gone Wild“. Dazwischen klappert es, wenn Mandy Schrodt (36) das Geschirr aus der Spülmaschine herausholt. Den Topfdeckel, Teller, das Besteck. Gleich muss sie noch den Sohn (3) aus der Kita abholen. Mittagessen machen. Und dann hofft Mandy Schrodt, wieder ein bisschen Zeit zu haben. Zeit, Singen zu üben.
Mandy Schrodt, Erzieherin aus Rendel, schickt sich an, Schlagerstar zu werden. Vom großen Durchbruch in der Branche trennt sie womöglich nur noch ein einziger Auftritt: Am 5. Juni beim Hessentag in Wetzlar.
Ein Lebensgefühl
Dort gehört sie zu den sechs Kandidaten, die es in die Finalrunde des Schlagerwettbewerbs „HR 4-Hessenstar“ des Radiosenders geschafft haben – 300 Kandidaten waren es zu Anfang! Mandy scheint reale Chancen zu haben. Nach ihrem Halbfinalsong lobte beispielsweise Jurymitglied Joy Fleming: „Du lebst mit der Musik von Helene Fischer, deshalb fand ich deinen Auftritt sehr schön.“
Die Schlager-Glitzerwelt scheint vom Alltag in Rendel weit weg zu sein. Modern ist die helle, kleine Wohnung im ersten Stock eines Zweifamilien-Reihenhauses im Baugebiet Fuhrweg II eingerichtet. Eine zum Wohnzimmer offene Küche. Braune Querstreifen ziehen sich über die weiße Wand. Große, weiße Buchstaben sind davor montiert: Carpe diem, nutze den Tag, steht dort. Das beherzigt Mandy Schrodt. Und singt.
„Jeden Tag mindestens eine Stunde, das ist wie Leistungssport.“ Körperlich fit sein muss sie auch, geht zweimal pro Woche ins Fitnessstudio nach Dortelweil.
Vor sieben Jahren zog Mandy Schrodt aus Hainstadt bei Seligenstadt hierher und mit ihrem Mann zusammen. Die beiden heirateten kurz darauf. Im Nachbarort Niederdorfelden arbeitet sie teilzeit als Integrationskraft in der dortigen Kita. Musik ist dort regelmäßig angesagt – und musikalisch wird es erst recht, wenn Mandy Schrodt nachmittags zuhause ist. Dann schnappt sie sich die Gitarre, wärmt die Stimme an, dann geht es los. Egal, ob spontan im Wohnzimmer oder in ihrem improvisierten Gesangsstudio – einem Laptop neben dem Küchentisch, samt Kopfhörern für die Instrumentalversion und Notizblock. Oder auch im „Arbeitszimmer“ unterm Dach, zwischen Waschmaschine und Bügelbrett.
Jetzt die Karriere?
„Ich singe von klein auf“, erinnert sich die gebürtige Vogtländerin. Im Kindergarten schon sang sie, die Oma an der Zither und der Opa, ein alter Seebär, begleitete mit seiner Mundharmonika. In der Schule erkannte die Musiklehrerin das Talent des Mädchens und förderte es.
Später nahm Mandy Schrodt dann professionellen Gesangsunterricht. Als ihr Sohn geboren wurde, „lag mein Hauptfokus dann nicht mehr auf der Musik“, sagt Mandy Schrodt und grinst. Als sie vom Hessenstar las, pochte ihr Herz: Sie sprach mit ihrem Mann, einigen Freunden, bewarb sich.
Warum aber gerade Schlager? Da muss Mandy Schrodt lachen. Das Lebensgefühl der Musikrichtung gefalle ihr. „Es geht in den Liedern oft um Glück und Liebe“, erklärt sie. „Das sind Gefühle, die man nicht kaufen kann. Aber sie sind wichtig, damit man sich wohlfühlt.“ Das wolle sie transportieren: „Es ist toll, auf der Bühne zu stehen und Menschen zu begeistern.“ Das Lampenfieber vor solchen Auftritten hat Mandy Schrodt gut im Griff. Seit Jahren ist sie die Sängerin und Frontfrau der Wetterauer Band „Face to Face“. Diese covert 80er-Jahre-Songs. Mit Selbstbewusstsein will Mandy ans Finale herangehen. (den)