Karben. Nervös klickt Laila Laguenaoui (15) ihren Kugelschreiber auf und zu. „Wie stellen Sie sich die Arbeit im Einzelhandel vor?“, fragt ihr Gegenüber am Schreibtisch. Laila überlegt, legt den Stift weg. „Die Leute bedienen, immer freundlich und höflich sein“, antwortet sie. „Ja, richtig“, bekommt sie zu hören. „Und was muss man wissen?“ Laila zögert kurz und fängt wieder an zu klicken: „Was der Kunde will“, sagt sie schließlich selbstsicher und die Anspannung verschwindet allmählich. Die 15-jährige Schülerin der Klasse 9aH der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) nimmt teil an der Berufsorientierungswoche, bei der die Hauptschüler, die kurz vor der Bewerbung für einen Ausbildungsplatz stehen, bei nachgestellten Gesprächen üben, wie eine Bewerbung ablaufen kann.
In Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Kinder- und Jugendarbeit der Stadt finden die Gespräche und Übungseinheiten im Jugend- und Kulturzentrum (Jukuz) statt. Hartmut Becker von der Firma Power Low Consult ist begeistert von dem Angebot für angehende Berufstätige und unterstützt das Projekt, indem er den Personalchef mimt. Schon vor ihrem Probegespräch war Laila aufgeregt. „Weil die gespielte Situation so ähnlich ist wie die wirkliche“, sagt sie.
Vorbereitet wurde die Schülerin bereits im Unterricht. Zusätzlich lernte sie in der Woche, worauf sie beim Bewerbungsgespräch besonders achten muss. Kaugummikauen ist tabu, weiß ihre Klassenkameradin Nadine. Gerade sitzen sei wichtig, das vermittele Selbstbewusstsein. Die Hände sollten auf dem Tisch liegen und hinsetzen dürfe man sich erst, wenn man dazu aufgefordert würde. Block und Stift sollte man dabei haben.
Bei ihrem Probegespräch hat Laila fast alles richtig gemacht. „Deine Haltung war toll, und Du hast gute Fragen gestellt“, lobt Angelika Möller vom Fachdienst, die das Gespräch beobachtete. Auch, dass Laila ein klares Ziel formulierte, machte Eindruck. „Ich möchte im Elektroeinzelhandel arbeiten und mein Ziel ist es, in etwa zehn Jahren selbstständig zu sein“, hatte sie gesagt.
Ebenso sympathisch konnte Laila ihre einzige Schwäche verkaufen: „Mit Englisch habe ich noch etwas Probleme, aber ich arbeite daran“. Becker lobt diese Vorgehensweise: „Es ist wichtig die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen“, erklärt er. Eine Liste im Vorfeld könne dabei helfen. Genauso gut sollte man sich über den Beruf informiert haben. Er rät: Schlagworte notieren und in der Vorbereitung auf das Gespräch dazu passende Bilder malen. Die blieben besser im Gedächtnis.
Laila ist zufrieden mit ihrem Probegespräch. Trotz der Aufregung habe sie viel gelernt, sagt sie. Erstmal möchte sie aber noch den Realschulabschluss dranhängen.