Transparenz ist ihr immer noch wichtig, die ersten Herausforderungen hat sie hinter sich, die nächsten, umso größeren dafür noch vor sich: Conny Rück ist seit einem Jahr Chefin im Schönecker Rathaus. „Es war eine große Umstellung“, sagt sie.
Schöneck. Der große, bunte Schriftzug hängt noch an ihrem Schreibtisch, seit 365 Tagen: „Herzlich willkommen“, haben die Rathausmitarbeiter ihrer neuen Chefin damals gesagt. „Das bleibt hängen, „Herzlich willkommen“ gilt für jeden, der hier eintritt“, meint Conny Rück. Auch sie fühle sich noch so, akzeptiert und willkommen.
Dabei war es, wie die 57-Jährige einräumt, eine „große Umstellung“ – den 39-Stunden-Job als Hauswirtschafterin in der Oberdorfelder Kita Regenbogen hat sie gegen eine 60- bis 70-Stunden-Woche als Bürgermeisterin eingetauscht. 58,5 Prozent der Wähler waren bei der Stichwahl am 17. Juni 2012 der Meinung, dass die SPD-Frau dieses Amt besser ausfüllt als ihr unterlegener Konkurrent Daniel Kropp von der CDU.
Auch heute noch ist höchstens leise und gemäßigte Kritik aus den Reihen der politischen Fraktionen zu vernehmen, die Bürger scheinen zufrieden. Transparenz und offene Kommunikation mit allen Parteien hatte sich Rück beim Amtsantritt auf die Fahnen geschrieben, und dafür wird sie auch gelobt. „Ich schaffe bis zum heutigen Tage Transparenz, leite wichtige Schreiben weiter und habe damit bisher gute Erfahrungen gemacht“, sagt die Kilianstädterin. Die interfraktionellen Runden, die regelmäßig stattfinden sollten, hat die erste Schönecker Bürgermeisterin zwischenzeitlich allerdings eingestellt. „Das war nicht ganz so fruchtbar.“ Dafür gebe es jetzt „bei Bedarf“ solche großen Treffen, wenn es etwa um die Frankfurter Straße gehe.
Erboste Bürger
Ob die friedliebende Conny Rück es denn auch mit Konflikten innerhalb der Politik oder mit der Bürgerschaft aufnehmen könne, hatten sich bei ihrem Amtsantritt viele gefragt. „Ich kann gut mit Konflikten umgehen“, meint sie selbst. Im Parlament ist die Sozialdemokratin echten Streitereien bisher allerdings meist aus dem Weg gegangen, hat am Mikrofon lediglich das Für und Wider so mancher Anträge benannt, ohne klar Position zu beziehen. Bei den Bürgern war das oft nicht so einfach: Da habe es natürlich schon den einen oder anderen gegeben, der wegen einer Sache erbost in ihrem Büro gestanden habe, erzählt sie. Weil er etwa befand, die neuen Parkflächen in Büdesheim seien falsch eingezeichnet, nämlich nicht vor der örtlichen Metzgerei. Sie habe dann ruhig erklärt, dass das aufgrund behördlicher Auflagen nicht anders möglich sei, „das haben die Leute dann aber auch verstanden“.
Strenge Auflagen
Trotzdem: Kalt lassen solche wütenden Proteste die Rathauschefin nicht. „Ich muss noch lernen, solche Dinge nicht zu nahe an mich herankommen zu lassen“, sagt sie. Mit der Zeit werde sie sich wohl eine dickere Haut zulegen.
Die wird Conny Rück auch brauchen, schließlich stehen nach der Sommerpause die Haushaltsberatungen an. Angesichts der strengen Sparauflagen der Kommunalaufsicht werden die Schönecker so manch bittere Pille schlucken müssen – höhere Gebühren für Kindergärten und Friedhöfe, mehr Grund- und Gewerbesteuer. Die Politik blickt gespannt auf Rücks Entwurf für den Doppel-Haushalt 2014/15. Derzeit genießt die Rathauschefin erstmal ihren Urlaub – sie weilt mit ihrem Lebensgefährten und den beiden erwachsenen Kindern auf Teneriffa. (zlp)