Karben. Die Heimat, das ist für Frank Gnadl immer noch Karben. „Und wird es immer bleiben“, betont der Auswanderer mit einem Lächeln. Vor fast vier Jahren ist der ehemalige Leiter des Karbener Kulturamtes mit seiner Frau Julijana nach Litauen gezogen,
Seit seinem letzten Besuch im Mai 2009 ist der Bruder des ehemaligen Landrates Rolf Gnadl (SPD) nun das erste Mal zurück in der Heimat. „Die Zeit reicht gar nicht, um mit jedem so lange zu sprechen, wie ich gerne würde.“
Zum Vatertagsfest begrüßen die Naturfreunde Okarben Frank Gnadl, der sich über 30 Jahre im Vorstand engagierte und sich schließlich als erster Vorsitzender verabschiedete. Doch Gnadl kommt nicht alleine: Gemeinsam mit seiner Frau Julijana und dem litauischen Folkloreensemble Spigens aus Telsiai reist er in die Wetterau. Mit Akkordeon, Polka und volkstümlichen Gesängen begeistern sie das Karbener Publikum.
Angereist sind die litauischen Musiker auf Einladung des Musizierkreises für Senioren. „Abends sitzen wir zwanglos zusammen und machen Musik“, erzählt Gnadl. Seitdem er mit seiner Frau Julijana im September 2007 auswanderte, habe die Musik für ihn eine ganz besondere Bedeutung gewonnen. „Früher habe ich traditionelle deutsche Volkslieder nicht wirklich ernst genommen“, verrät der Karbener. „Heute bedeuten sie für mich eine Verbindung in die Heimat.“
Die litauische Kultur kennt Gnadl bereits gut. So „übersetzt“ er die traditionellen Tänze für das deutsche Publikum. Ein Paartanz mit langgezogenen Handbewegungen erhält vom Publikum gleich den Spitznamen „Knödeltanz“. Es gehe um das Ziehen der traditionell litauischen, zeppelinförmigen Knödel, erklärt Gnadl lachend.
„Auch mit der Sprache klappt es zunehmend besser“, sagt Gnadl. „Mit ein bisschen Nachsicht und verringertem Sprechtempo verstehe ich schon richtig gut.“ Seine Frau Julijana spricht fließend deutsch.
Ihre Ehe zeige den europäischen Gedanken, den auch Naturfreunde-Vorsitzender Hans-Joachim Thun betont. „Litauen liegt mitten in Europa“, erklärt er und plädiert für mehr Offenheit. Die Naturfreunde seien, so Thun, mit dem Ensemble Spigens mit tollem Beispiel voran gegangen: „Gestern sind wir als Fremde zueinander gekommen“, so Thun. „Am Montag werden wir uns als Freunde verabschieden.“ (jkö)