Karben. „Es war einmal“, beginnt fast jedes Märchen, und auch Rückblicke beginnen so. Vor 20 Jahren waren es einmal ganz viele Menschen in Karben, die sich Gedanken darüber machten, welche Kultur die junge Stadt vor den Toren Frankfurts brauche.
Es wurde diskutiert und zu einem öffentlichen Hearing im Bürgerzentrum eingeladen. Arbeitsgruppen gründeten sich, und es lockte das Versprechen der Stadt, das frisch erworbene Gebäudeensemble am Selzerbrunnen zu einem Jugendkulturzentrum auszubauen. 1996 wurde die Kulturscheune eingeweiht und ist seitdem Veranstaltungsort der Kik.
Die Saat, die damals gesät wurde, ging auf. 1990 entstand die Kik, und seitdem bringt eine kleine Schar von Ehrenamtlichen Jahr für Jahr Kabarett, Theater und Musik nach Karben. Im Jubiläumsjahr 2010 hat die Kik viele Künstler eingeladen, die eng mit ihrer Geschichte verbunden sind. Richtig gefeiert wird beim großen Sommerfest am 25. September, bei dem die Kik alles aufbieten will, was ihre Arbeit ausmacht.
„Wir wollten eine andere Art der Kultur“, sagt Elfi Stenger, die zusammen mit Jutta Tempelmann vor 20 Jahren dabei war. Ganz genau erinnern sich die beiden an das legendäre „rosa Konzept“, in dem die Ideen niedergeschrieben waren. Es wurde dem Bürgermeister Paul Schönfeld (SPD) und dem für Kultur zuständigen Stadtrat Detlev Engel (SPD) vorgelegt.
Elfi Stenger hütet bis heute diese vier Seiten rosa Schreibmaschinenpapier. An den grundlegenden Aussagen des Konzepts wurde nie gerüttelt. Kunst auf kleinen Bühnen hautnah an die Menschen heranzubringen, war das Ziel. Statt großer Gastronomie sollte es selbst gemachte Leckereien geben. Kommunikation der Gäste untereinander und mit den Künstlern war beabsichtigt. Eingeladen wurden Künstler der „freien Szene“, bekannte und unbekannte, aus der Region und von weiter her.
Mit der Zeit bildete sich das Kabarett als Schwerpunkt heraus. „Unser Publikum hat bestimmte Vorlieben“, sagt Tempelmann. Doch immer wieder gab es ungewöhnliche Ideen und Veranstaltungen, es wurden Feste gefeiert und Workshops veranstaltet. „Kultur ist keine Einbahnstraße“, sagt Stenger, und so gehört die Bildhauerwerkstatt seit 1998 zum festen Sommerprogramm der Kik.
Höhepunkte gab es viele in den vergangenen 20 Jahren. 1995 wurde das „Büzel“ gestemmt: „Bühne und Zelt“ boten drei Tage lang am Selzerbrunnenhof ein buntes Programm. Kooperationspartner waren damals das Berufsbildungswerk Südhessen und das Jugendkulturzentrum.
Mit den Kabarettisten Matthias Beltz † und Heinrich Pachl entstand 1998 eine Jubiläums-CD. Erst zwei Jahre her ist das Festival „Alles fließt“, für das das benachbarte Brunnengebäude der Kelterei Rapp’s als beziehungsreicher Ort gewählt wurde.
„Der Enthusiasmus ist geblieben, auch wenn wir etwas rationaler geworden sind“, beschreiben die Initiatoren von damals ihre Arbeit von heute. Ein fester Helferkreis scharrt sich um die neun Programmmacher, denen es auch nach zwei Dekaden noch Spaß macht, kurzweilige Abende für die Karbener zu gestalten. Unterstützt werden sie von der Stadt Karben, die ein Drittel des Budgets trägt. „Dies Minimum an Unterstützung muss sein, sonst können wir diesen Kulturauftrag nicht mehr leisten“, heißt es bei der Kik. Vor zwei Jahren stand ihre Arbeit auf der Kippe, weil die Stadt drastisch sparen wollte. Da waren sie schon Träger des Kulturehrenpreises, den sie im Jahr 2000 bekamen.