Keine Eingriffe oder aber angemessene Nutzung, Naturschutz oder Waldbewirtschaftung mit Augenmaß – für den Schönecker Revierförster Heinrich Koch sind das keine unüberwindbaren Gegensätze. Das hat er während eines Rundgangs im Büdesheimer Wald deutlich gemacht.
Schöneck. Konträrer Ansicht sind Naturschützer, Vogelschützer oder die Grünen. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, einen Teil des Büdesheimer Waldes stillzulegen. Denn auf etwa vier Hektar Fläche brüten dort ein Rotmilan- und vier Schwarzmilan-Pärchen sowie ein Mäusebussard-Pärchen. Unter Stilllegung verstehen Naturschützer den Stopp planmäßiger Waldbewirtschaftung.
220 Hektar Wald besitzt Schöneck, gepflegt und gehegt vom Forstamt Hanau-Wolfgang. Alle zehn Jahre entscheidet die Gemeinde mit einem Waldbewirtschaftungskonzept über die Nutzung ihrer Forstflächen. Dies ist keine leichte Entscheidung, weil im Wald viele Interessen aufeinanderstoßen wie Natur- und Tierschutz, Wasserschutz, aber auch das Interesse an Nutz- oder Brennholz oder zur Erholung.
Substanz erhalten
In Schöneck hat man sich in der Vergangenheit für eine multifunktionale Nutzung des Waldes entschieden, um so möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen. „Wir greifen zwar in den Wald ein, schlagen auch hier und da Bäume, achten aber darauf, dass die Substanz des Waldes nicht angegriffen wird“, erklärte Revierförster Heinrich Koch auf einem Rundgang durch den Büdesheimer Buchenwald. Etwa 2000 Festmeter Holz lässt er im Jahr fällen, das sind zwischen acht und neun Festmeter je Hektar Wald. Der größte Teil ist für die Papierindustrie bestimmt.
Darüber sammeln nach seinen Angaben zwischen 200 und 250 Bürger Brennholz. Auch das diene der Nachhaltigkeit, denn so werde etwa eine Million Liter Heizöl gespart. Für Koch kommt eine Stilllegung, wie sie Naturschützer und die Grünen fordern, nicht in Betracht. „Wenn die Gemeindevertretung die Stilllegung beschließt, verkommt der Wald in diesem Bereich. Es besteht sogar die Gefahr, dass er einmal ganz abstirbt“, warnte Koch. Da Buchen schneller als Eichen wüchsen, würden diese über kurz oder lang die Eichen erst überwachsen und sie später wegen Lichtmangels absterben lassen. Da Buchen aber viel Wasser benötigen, könne eine Trockenperiode über fünf, sechs Jahre dazu führen, dass dann auch sie abstürben. „Mit der Folge, dass es dann keinen Wald mehr gibt“, warnte Koch vor den Folgen. Da keiner das Klima voraussagen könne, sollte nach seiner Ansicht mit einer Artenvielfalt auch bei den Pflanzen und Bäumen der Wald in seinem Bestand geschützt werden.
Ökopunkte anrechnen
Auch Bauamtsleiter Günter Rauch warnte vor einer Stilllegung eines größeren Waldstückes, auch wenn dadurch als Ausgleich der Gemeinde Ökopunkte angerechnet würden. Diese Ökopunkte seien spätestens in 20 Jahren aufgebraucht, der Wald jedoch auf sehr lange Zeit nicht mehr nutzbar. Schon jetzt stünden in Schöneck rund acht Prozent der Waldfläche unter Schutz.
Etwa 35 000 Euro spüle der Wald der Gemeinde jedes Jahr nach Abzug aller Kosten in die Kassen. „Legen sie die vier Hektar hier im Büdesheimer Buchenwald still, dann sind das im Jahr rund 4000 Euro weniger Ertrag“, rechnete Rauch vor. Und auch Koch betonte, dass Hessen Forst durch die entsprechende Planung Grundlagen für die Reviere liefere, immer nur so viel Holz dem Wald zu entnehmen, wie auch jährlich nachwachse. „Wir planen und arbeiten daher schon immer auf der Grundlage des heute in aller Munde befindlichen Prinzips der Nachhaltigkeit“, versicherte Koch. Und deshalb seien auch die Greifvögel nicht in Gefahr. Die Grünen werden trotzdem in einer der nächsten Sitzungen der Gemeindevertretung die Stilllegung der Waldfläche erneut beantragen.