
Bad Vilbel. Mehr als 1300 Mitglieder zählt die Bad Vilbeler Nachbarschaftshilfe unter deren Dach unter anderem die Tafel und die Hospizhilfe stehen. Jetzt wird der »Verein für soziales Engagement und Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel« 25 Jahre alt. Zeit für einen Rückblick – und Ausblick.
Ein altes Sprichwort sagt: Ein guter Nachbar ist besser als ein ferner Freund. Das ist nicht nur das kleine Gespräch über den Gartenzaun oder beim Straßekehren zwischendurch, sondern auch die gegenseitige Unterstützung. Mal ein Paket annehmen oder beim Einkauf tragen helfen. Auch die Polizei verweist bei ihrer Beratung rund um Wohnungseinbrüche stets auf wachsame Nachbarn: »Gute Nachbarschaft ist ein guter Einbruchsschutz.«
Wie gut, dass es in Bad Vilbel einen Verein gibt, der sich Unterstützung auf die Fahne geschrieben hat – und das seit 25 Jahren. »Eine stolze Zahl«, findet Gerlinde Dickert, stellvertretende Vorsitzende des »Vereins für soziales Engagement und Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel«.
Das muss gefeiert werden. Am 19. Juli präsentiert sich der Verein von 11 bis 18 Uhr auf dem Günther-Biwer-Platz. »Dann stellen sich unsere Aktiven aus vielen Bereichen vor«, sagt Dickert.
Bei der Nachbarschaftshilfe sind das Hilfsdienste, Tafel, Hospizgruppe, Trauercafé, Café Kleeblatt oder auch die Rikscha-Fahrten. »Es wird Stände geben, aber auch eine Zaubershow und Hüpfburg für die kleinen Gäste«, sagt Andreas Reiland. Er sitzt im Vorstand des Vereins und ist für die Organisation mitverantwortlich. »Wir freuen uns über jeden, der kommt und mit uns feiert.« Die Nachbarschaftshilfe ist in der Stadt tief verankert. Heute zählt sie 1327 Mitglieder – 509 davon aktiv. »Es kommen immer wieder neue dazu«, freut sich Gerlinde Dickert.
250 Mitglieder
im ersten Jahr
Ein Rückblick. Als Teil der lokalen Agenda 21 im Jahr 1999 gab es den Arbeitskreis »Geplantes Leben im Alter«. »Dort wurde von engagierten Bürgerinnen und Bürgern die Idee der gegenseitigen Hilfe unter dem Motto ›Miteinander Füreinander‹ geboren«, sagt Dickert. Dann ging es Schlag auf Schlag. Mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Günther Biwer wurde der Grundstein für die Nachbarschaftshilfe gelegt. Im Januar 2000 eröffnet das Büro im Quellenhof. »Nach einem Jahr gab es bereits 250 aktive Mitglieder«, berichtet die stellvertretende Vorsitzende.
2001 wurde die Info-Stunde zu Patientenverfügungen und -betreuungen ins Leben gerufen. In dem Jahr nahm auch die Hospizgruppe ihre Arbeit auf. Es folgten 2004 das Trauercafé und 2005 mit den Kooperationspartnern AWO, Diakonie und Caritas das Café Kleeblatt. Ein Betreuungsangebot für an Demenz erkrankte Menschen. 2008 folgte die erste Pflegesprechstunde. Heute ist für sie Isolde Paul verantwortlich. Sie engagiert sich seit vielen Jahren in der Nachbarschaftshilfe – und ist über einen privaten Fall dazugekommen. »Uns wurde geholfen. Heute bin ich froh, wenn wir helfen können«, sagt sie. In zwei bis drei Jahren wird sie in Rente gehen. »Ich bin froh, dass ich dann etwas habe, was mich erfüllt.«
Zurück zur: Chronologie. 2008 wird die Tafel in Bad Vilbel eröffnet. Durch sie werden derzeit 404 Personen, darunter 132 Kinder, mit Lebensmitteln versorgt. 24 Lieferanten spenden Ware. 54 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler sind bei ihr beschäftigt. »Ein wirklich herausforderndes Projekt, da ein Rückgang der Lebensmittelspenden bemerkbar ist«, sagt Dickert.
Das jüngste Projekt des Vereins ist die Fahrrad-Rikscha. Mit ihr werden Fahrten in Bad Vilbel für mobilitätseingeschränkte Seniorinnen und Senioren angeboten. »Wir hatten auch eine Gruppe aus Niederdorfelden zu Besuch. Die wurden dann mit Autos nach Bad Vilbel gefahren. Es kommt wirklich gut an.«
Großes Lob
fürs Büro-Team
Gerlinde Dickert, Andreas Reiland und Isolde Paul heben im Gespräch über die Nachbarschaftshilfe aber zwei Personen immer wieder heraus: das Ehepaar Lotz. Hannelore Lotz war vor 24 Jahren von der ersten Stunde der Vereinsgründung an mit dabei – bekam für ihr soziales Engagement 2008 das Bundesverdienstkreuz. Ihr Ehemann Alfons Lotz bekleidete 22 Jahre lang das Amt des Kassierers. Beide waren im Sommer aus dem Vorstand des Vereins ausgeschieden. »Sie haben die Nachbarschaftshilfe mehr als nur geprägt.« Gerlinde Dickert sagt, dass eine ganze entscheidende Rolle jedoch auch auf das Büro-Team entfalle. »Wir haben zwölf ehrenamtliche Kolleginnen, die im Haus der Begegnung und im Quellenhof sitzen.« Die Fäden laufen im HdB zusammen. »Es wird immer versucht, dass es auch auf der menschlichen Seite passt.«
In Zukunft wollen die Aktiven noch mehr für die Nachbarschaftshilfe werben – auch im Internet und den sozialen Netzwerken. Andreas Reiland sagt: »25 Jahre ist eine stolze Zahl. Wir hoffen, dass noch viele tolle Jahre mit neuen Helfern dazukommen.«
Von Patrick Eickhoff