Rund zwei Drittel aller Deutschen nutzen eine „Sehhilfe“, mindestens zum Lesen oder auch dauerhaft, in Form einer Brille oder als Kontaktlinsen. Darum ist es bei uns mittlerweile kein großes Problem, wenn man nicht mehr scharf sehen kann.
Über solch organische Sehprobleme hinaus, kann man das Sehen aber auch trainieren. Bei meinen Kindern waren Bilder oder ganze Bücher, bei denen man im Bild etwas suchen muss, sehr beliebt. Entscheidend ist bei diesen Bildern weniger, wie gut die eigenen Augen sind, sondern worauf man achtet. Manchmal sind ganz viele einzelne Gegenstände fotografiert und man muss in der Vielzahl ein einzelnes finden. Wenn man das trainiert, entdeckt man umso mehr, je länger man schaut. Man sieht immer mehr Einzelheiten. Manches stellt sich auf den zweiten Blick auch als etwas anderes heraus.
Letzte Woche war ich im Skiurlaub und bin mit einer Gondel den Berg hochgefahren. Bei einer dieser Fahrten machte uns jemand auf Gämse aufmerksam, die direkt unter uns in Felsen waren. Es sind wirklich schöne Tiere und recht groß, aber im Felsen hervorragend getarnt. Darum hatte ich sie zunächst übersehen – wahrscheinlich auch bereits bei vorherigen Fahrten.
Nachdem sie mir aber einmal aufgefallen waren, habe ich sie immer mal wieder entdeckt. Wenn man weiß, worauf man achten und wo man hinschauen muss, findet man sie relativ leicht. Das war eine Sehhilfe für mich und danach habe ich neben dem tollen Bergpanorama auch die Einzelheiten gesehen.
Im Übertragenen wünsche ich mir solche Sehhilfen öfters in meinem Alltag. Bei der Vielzahl von Aufgaben oder Eindrücken übersehe ich bestimmt vieles und viele. Wie schade. Die Gämsen zu beobachten war eine Bereicherung. Aber neue Begegnungen mit Menschen sind das noch mehr, Bedürfnisse einzelner wahrzunehmen ist mir wichtig und ich will sie nicht übersehen. Da wünsch ich mir Seh-