Schöneck. Kontakt mit mächtigen und einflussreichen Personen zu haben, gehört zum Amt eines Bundeskanzlers. Aber gleich 108 Königinnen und Könige im Kanzleramt willkommen zu heißen, war am Donnerstag (5. Januar) auch für Olaf Scholz (SPD) eine Premiere. Möglich machte dies der Sternsinger-Empfang.
Jeweils vier Sternsinger aus allen 27 deutschen Bistümern vertraten in Berlin die engagierten Mädchen und Jungen, die sich bundesweit an der 65. Aktion Dreikönigssingen beteiligen. Zu ihnen gehörten erstmals mit Clarissa (10), Lea, Ilaria und Emilie (alle 15) sowie ihre Begleiterin Christine Blum aus der katholischen Pfarrgemeinde Christkönig in Schöneck und der evangelischen Kirchen-gemeinde Kilianstädten-Oberdorfelden. Mit in der Hauptstadt dabei als zweite Begleiterin war Mutter Sabine Dahmer-Mühlebach.
Das Quartett aus Schöneck überbrachte gemeinsam mit allen anderen Sternsingern aus ganz Deutschland den traditionellen Segen »20 * C + M + B + 23 – Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus im Jahr 2023« ins Bundeskanzleramt.
Die Anreise mit dem Zug sei normal verlaufen, die Zimmer und das Essen in der Jugendherberge benoten die Mädchen mit gut. Am Mittwochabend standen das Singen der Lieder, die Ablaufprobe für den Empfang, »die Stellprobe mit einem Kanzlerdarsteller war lustig« und die Vorstellungsrunde auf dem Programm.
Perfekt vorbereitet
Großes Lob für die Sternsinger gab es von Komponistin Daniela Dicker vom Kindermissionswerk »Die Sternsinger« in Aachen. Alle hatten sich perfekt auf den Empfang vorbereitet und Liedvorträge klappten auf Anhieb. Anschließend informierte Christine Blum Sternsinger und Begleiter kurz über ihre Heimatgemeinde Schöneck im Main-Kinzig-Kreis und das Bistum Fulda, das auf die Klostergründung des heiligen Bonifatius im Jahr 744 an der Fulda im Gebiet der Karlmann-Schenkung zurückgeht. Bonifatius ernannte seinen Schüler Sturmius zum ersten Abt des Klosters Fulda.
»Danach stand zum Abschluss das Abendgebet an. Es war sehr stimmungsvoll, der Raum wurde von zwei Laternen und Kerzen erhellt«, berichtet Lea. »Nach dem Frühstück, Morgengebet und dem Räumen der Zimmer gab es verschiedene Workshops mit Informationen zu Indonesien, aber auch mit Bastel- und Tanzangeboten«, ergänzt Clarissa.
Danach wurden die Sternsinger und ihr erster Begleiter in Polizeibussen mit Blaulicht zum Kanzleramt gefahren. Dort mussten alle erst die Sicherheitskontrolle passieren, ihre Taschen in einem Raum deponieren und dann ging’s zum Mittagessen in die Kantine. »Das Essen war gut, der Birnensaft abartig«, urteilt Ilaria. Der Stellprobe auf der Nordtreppe folgte die Aufstellung in alphabetischer Reihenfolge der Bistümer vor der Südtreppe.
Lob vom Bundeskanzler
Der Empfang hatte sich um eine Stunde nach hinten verschoben, da Olaf Scholz zuvor in Rom an der Trauerfeier für den ehemaligen Papst Benedikt XVI. teilgenommen hatte.
Bundeskanzler Olaf Scholz lobte die Sternsinger und ihr Engagement für den Schutz von Kindern und wünschte ihnen, »dass ihr viele Menschen findet, die für euren guten Zweck spenden«. Nach der Entgegennahme der Spende des Kanzlers und dem Anbringen des Segens im Kanzleramt wurden erneut Gruppenbilder mit Gastgeber Scholz gemacht.
»Es ging alles so schnell. Kaum ging es los, war es schon wieder vorbei«, sagt Clarissa. Die Jüngste war abends noch ganz aufgeregt.
Seit 1984 bringen die Sternsinger jedes Jahr ihren Segen ins Bundeskanzleramt. Nur zum Jahresbeginn 2021 war der Empfang wegen der Corona-Schutzbestimmungen ausgefallen.
Während die Sternsinger und Christine Blum im Kanzleramt waren, nahm die zweite Betreuerin Sabine Dahmer-Mühlebach an einer Führung mit einer Politologin durch den Reichstag teil. »Das war interessant, aber es wäre schöner gewesen, wenn unsere Gruppe in einem Nebenraum den Empfang auf Bildschirmen hätte verfolgen können.«
Von Familie und Verwandten haben die Mädchen erfahren, dass sie in der Hessenschau und in Übertragungen anderer Sender zu sehen waren. Jetzt sind alle gespannt auf die Aufnahmen. Die bundesweite Eröffnung der Sternsingeraktion 2023 fand in Frankfurt/Main statt. Am Dreikönigstag erfolgte die Aussendung der Diözese durch den Bischof im Fuldaer Dom.
Unterwegs in Schöneck sind nach dem Aussende-Gottesdienst vier Sternsingergruppen. Mit dabei sind Lea als Balthasar, Ilaria als Sternträger, Clarissa als Melchior und Emilie als Caspar. Die Mädchen freuen sich auf das Sammeln der Spenden, das Singen und Anbringen des Segens über den Türen. »Für uns ist das nach mehreren Jahren schon Routine. Aufgeregt sind meist die Bürger, denen wir den Segen überbringen«, berichtet Emilie. Von Christine Fauerbach
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