Karben. »Engagement« ist das große Thema des »Predigt-Slams«, der als Teil der Reihe der »Etwas andere Gottesdienst« am letzten Januarsonntag in der Rendeler Kirche gehalten worden ist. Die ehemaligen Rendeler Pfarrer Konrad Schulz, Kaarlo Friedrich und Simba Burgdorf warben mit ihren Predigten um die Gunst des Publikums und der Jury.
Stephan Kuger, Organisator der Reihe »Etwas andere Gottesdienst«, sagte in seiner Begrüßung, dieser »andere« Gottesdienst zeige, »dass Pfarrer und ihre Predigten so vielfältig sind wie alle, die hier sitzen«, und schlug damit den ersten Bogen zum Motto des Rendeler Jubiläumsjahres: »1250 Jahre Rendel – ein Jahr Vielfalt«. Außer dem Thema »Engagement« war für den Predigt-Slam die Zeit vorgegeben: Jeder hatte genau sechs Minuten.
Den Anfang machte Simba Burgdorf. Er begeisterte und amüsierte das Publikum mit seiner engagiert vorgetragenen Predigt »Engagement, Engagement, wo bist du nur geblieben?«. Die Themenvielfalt reichte vom Treffen anonymer Choleriker über Hirsche, die kein Reh mehr abbekommen haben, bis zum Engagement in der evangelischen Kirche, bevor sie abrupt von Glockengeläut beendet wurde – das Zeichen dafür, dass die Zeit abgelaufen war. »Ich hab noch zwei Seiten«, rief Burgdorf, doch es nützte nichts, der nächste Predigt-Slammer war dran.
Kaarlo Friedrich ging in seiner Predigt auf die vielen Ehrenamtlichen im sozialen, politischen und kirchlichen Umfeld ein, stellte aber auch fest, dass es heute nicht mehr so einfach sei, Leute für ein Engagement zu gewinnen. Aber das Engagement für Vielfalt und gegen rechtsextremes Gedankengut, das momentan sehr viele Menschen zeigten, mache Mut. Er schlug damit auch einen Bogen zum Motto des Rendeler Jubiläumsjahrs. Mit der Jahreslosung für 2024, »Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe«, beendete er seine Predigt.
Slam-Stil ist schwer
zu treffen
Die dritte Predigt hielt Konrad Schulz. Er ging nachdenklich auf die Zeit und ihre Verwerfungen ein: die Kirche, die Gesellschaft, das Klima, die Erde – alles sei in keinem guten Zustand. Meinungen würden »rausgeplärrt«, Forderungen würden an andere gestellt, Menschen würden ausgegrenzt. Dagegen sei das Engagement aller notwendig: Alle müssten anpacken und mitmachen, so sein Appell. Dass das funktioniere, habe er schon in seiner Rendeler Pfarrerszeit erleben können, als eines Tages die Feuerwehr zu ihm kam, um bei Arbeiten an der Kirche mit anzupacken.
Und so erlebten die Besucherinnen und Besucher im Predigt-Slam drei unterschiedliche Stile mit verschiedenen Schwerpunkten zum Thema Engagement. Auf die Frage »Welche Predigt hat Sie am meisten angesprochen?« stimmte die Mehrheit für die Simba Burgdorfs.
Die Fachjury war der Wetterauer Dekan Volkhart Guth. Sein Mitjuror, der Poetry-Slam-Spezialist Dominik Rinkart musste krankheitsbedingt sein Mitwirken absagen. Volkhard Guth fasste vor seiner Entscheidung zusammen: »Simba Burgdorf hat den Sprachduktus des Poetry-Slams getroffen, ist aber nicht fertig geworden.« Punktabzug gebe es zudem für die Sache mit den Hirschen, denn »Hirsche bekommen niemals Rehe ab«, stellte er klar und sorgte damit für Erheiterung.
Kaarlo Friedrich habe in seinem Slam »biblische Texte und Bilder eingebracht und auf Engagement hingewiesen, das nicht so toll« sei, sagte Guth – die rechten Tendenzen. Das Ende mit der Jahreslosung sei pfiffig gewesen, »aber beim Vortragsstil ist noch Luft nach oben«, stellte er fest.
Wie Vielfalt
zum Gewinner wird
Auch Konrad Schulz’ Predigt habe nicht den Poetry-Slam-Stil getroffen. Doch Guth lobte dessen Aufforderung zum eigenen Engagement – »ich muss das machen, nicht irgendjemand« – und den Bezug auf biblische Bilder sowie auf Schulz’ Rendeler Zeiten. Damit ernannte er Konrad Schulz zum »Prediger des Tages« der Fachjury.
Der Organist, als »Joker« gefragt, wer sein Prediger des Tages sei, stimmte für Kaarlo Friedrich. So gab es schließlich drei Sieger beim »Predigt-Slam«. »Die Vielfalt hat gewonnen«, stellte Kuger – ganz im Sinne des Rendeler Jubiläumsmottos »1250 Jahre Rendel – ein Jahr Vielfalt«. Von Christiane Kauer