Riesenschrecken am Bad Vilbeler Schulzentrum! Hier nahmen vergangene Woche Schüler andere Schüler unter Beschuss. Mit einer Softair-Waffe. Doch dass es auch echte Kugeln hätten sein können, macht auch Stunden nach dem Vorfall gegen 8.40 Uhr noch einigen zu schaffen.
Bad Vilbel. Weit hat es die Streife nicht, die am 1. Dezember gegen 8.40 Uhr von der Bad Vilbeler Polizeiwache zum Schulzentrum ausrückt. Dort haben kurz zuvor drei Schüler der John-F.-Kennedy-Schule (JFK) mit einer Softair-Waffe auf andere Schüler geschossen.
Die drei Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) im Alter von zehn und zwölf Jahren haben sich auf dem Weg zur Turnhalle befunden, als sie vom Jugendzentrum gegenüber der Saalburgschule aus angegriffen werden. Die drei Beschossenen können sich ducken und weglaufen – und werden so durch die Plastikgeschosse nicht verletzt. Eine Lehrerin des GBG hat die Situation glücklicherweise richtig eingeschätzt und Direktorin Claudia Kamm informiert, die sich umgehend an die Polizei wendet. Die Beamten treffen die drei Schützen im Alter von 14 Jahren dann auch noch vor Ort an und können sie ohne weitere Gegenwehr in Gewahrsam nehmen und die Waffe beschlagnahmen.
Null Toleranz
Peter Mayböhm, Rektor der JFK, ist erleichtert, dass es so ausgegangen ist. Nicht nur er und sein Kollegium, sondern auch die Beamten der polizeilichen Arbeitsgruppe Gewalt an Schulen (Aggas) haben dem Trio aus Bad Vilbel und Harheim ausdrücklich klar gemacht, „dass bei einer falschen Einschätzung der Geschehnisse schnell auch echte Kugeln hätten fliegen können. Der mit der Waffe in der Hand wäre als erster erschossen worden“, dankt der Schulleiter für den glimpflichen Ausgang.
Das es sich um eine Softair-Waffe handelte, haben die Beschossenen zu diesem Zeitpunkt noch nicht realisiert. Sie sind in dem Glauben gewesen, dass es sich um eine echte Schusswaffe gehandelt hat. Erst nach der psychologischen Betreuung durch einen Mitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde können sie in den Unterricht zurückkehren. Für die drei Schützen beginnt damit aber erst ihr weiteres Programm. Es folgen umfangreiche Gespräche mit der Polizei, und auch Mayböhm nimmt sich die drei vor. „Wir nehmen diese Sache hier sehr ernst und haben dies auch deutlich gemacht“, sagt er.
Die JFK verfolge eine Politik der Null-Toleranz in diesem Bereich. Doch Mayböhm macht auch klar, dass die Schüler keinerlei Vorsatz gehabt hätten und ihre Ziele auch nicht konkret ausgewählt hätten. Das Ganze sei unbedacht geschehen, „die Ausmaße ihres Handelns konnten zumindest zwei der drei Schüler sicher nicht realisieren.“ Sie hätten auch zunächst auf Gegenstände geschossen, bevor sie andere Schüler aufs Korn genommen hätten. An der Schule werde eine Klassenkonferenz einberufen. Auch die Lehrer werden zu dem Thema tagen. Der Maßnahmenkatalog für die drei Schützen reiche dabei sehr weit – von einer mehrwöchigen Suspendierung etwa bis zu den Weihnachtsferien über die Versetzung in Parallelklassen bis hin zum Schulverweis. Dafür müsste Mayböhm das Schulamt einschalten und seinen Antrag von den dortigen Juristen überprüfen lassen. Noch wisse er nicht, welches Strafmaß er ansetzen wolle. Doch es bedürfe wohl schon einiger Überwindung seinerseits, nicht die härtestmögliche Strafe in Betracht zu ziehen, sagt er. Er stellt fest: „Der Schulfrieden wurde massiv gestört – darüber kann man nicht so einfach hinwegsehen.“ Die anderen Schüler werden für das Geschehene sensibilisiert. Bereits jetzt sei ihnen dringend geraten worden, den Vorfall nicht über die sozialen Medien zu verbreiten. Weitere Schritte wie Aufklärungsgespräche in den Klassen seien geplant. Noch am Nachmittag sind die Geschehnisse das Thema im Jugendzentrum Efzet, vor dem die Schüsse abgefeuert wurden. So sagt der 15-jährige Elias: „Auch einer meiner Freunde ist beschossen worden.“ Die anderen Jugendlichen im Zentrum reagieren ebenfalls geschockt, als sie von den Vorkommnissen hören.
Auch die Eltern der Schützen seien nach einem Anruf sehr zügig bei der Schule vorstellig geworden. „Sie haben alle geschockt reagiert, waren angefressen“, sagt Mayböhm. „Die Sache wurde auch von ihrer Seite nicht heruntergespielt“, schildert der Rektor. Die Sache wird auch von polizeilicher Seite ein ernstes Nachspiel haben: „Wir ermitteln wegen Bedrohung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und wegen des unerlaubten Führens einer Anscheinwaffe“, erläutert die Wetterauer Polizeisprecherin Sylvia Frech den amtlichen Sprachgebrauch. Man wolle den drei 14-Jährigen die Zukunft nicht verbauen, doch als Minimum hätten sie wohl mit Geldstrafen und Arbeitsstunden zu rechnen.