Kritisch setzen sich die Bad Vilbeler Einzelhändler mit dem Hessentag auseinander. Auch wenn es während dieser Veranstaltung zu massiven Einnahmeverlusten kommen werde, wollen sie der Bewerbung zustimmen – wenn dafür die Innenstadt nach 20 Jahren „wieder in einen vernünftigen und vorzeigbaren Zustand“ versetzt werde.
Bad Vilbel. Wenn die Neue Mitte und das Ströbel-Gelände fertiggestellt sind, „werden diese Areale neu und modern in unserer Innenstadt glänzen. Der Rest der Frankfurter Straße muss befürchten, im Vergleich hierzu unattraktiv zu wirken“, schreiben die Vorsitzende Monika Delazer und ihr Vize Steffen Kreiling. Dies, „zumal sich die Straße in drei Jahren, nach dem Abschluss der Bauarbeiten, in einem wahrscheinlich traurigen Zustand befinden wird“. Gleiches gelte für das Kurpark-Areal, welches ebenfalls erheblich unter den derzeitigen Baumaßnahmen leide.
Chance auf viel Geld
Eine Chance, die Stadt attraktiver zu machen, biete sich nun mit der Vorbereitung einer Bewerbung für den Hessentag. Geplant wird die Veranstaltung für das Jahr 2015, – also nach Abschluss der Bauarbeiten in der Innenstadt. Die Stadt habe bereits beim Vorstand des Gewerberings gefragt, wie er zu einer solchen Planung stehe. Die Gewerbetreibenden argumentieren, der Hessentag biete für Bad Vilbel „die einmalige Chance, viel Geld in die Stadt zu bekommen, um die Frankfurter Straße auf Vordermann zu bringen.“ Geld, das die Stadt nicht habe, solange kein Verkauf der Flächen im Quellenpark, etwa an den Möbelriesen Segmüller, erfolge.
Andererseits hätten Recherchen in Oberursel, dem Ausrichter 2011, ergeben, „dass bei einem Hessentag keine Rede von einer für den Einzelhandel wirtschaftlich erfolgreichen Zeit sein kann.“ Das Gegenteil sei eher der Fall, und das gelte für alle Branchen. Die Hessentagsbesucher kämen zum Schauen, Essen und Feiern, aber wohl kaum, um Schuhe, Brillen oder Hosen zu kaufen, meint Kreiling. Auch die Einheimischen würden die Stadt wegen der schweren Erreichbarkeit meiden, selbst Mitarbeiter fänden schwer zu ihren Arbeitsplätzen.
Doch auf der anderen Seite gebe es die Gelegenheit, die Stadt bekannt zu machen, Hessentagsbesucher zu einem erneuten Besuch anzuregen. Bei der großen Zahl von einer Million Besucher sei auch ein Promilleanteil noch eine enorme Menge, betont Kreiling. Der Hessentag sei „eine sehr gute Gelegenheit, unsere Stadt und die bis dahin gut aufgestellte Innenstadt im ganzen Land bekannt zu machen. Eine bessere Werbung für einen Standort gibt es wohl kaum.“ Außerdem werde durch diese Veranstaltung eine Menge Geld in die Stadt fließen, das es ermögliche, die oben angesprochenen Areale in einen vernünftigen und vorzeigbaren Zustand zu bringen, hoffen die Einzelhändler.
Der Vorstand des Gewerberinges will der Bewerbung für eine Austragung des Hessentages zustimmen, stellt aber mehrere Bedingungen. Es müsse ein zeitgemäßes und funktionelles Gesamtkonzept für die Innenstadt erstellt werden.
Straße stolperfrei
Die Frankfurter Straße müsse optisch wieder gut hergerichtet und der Neuen Mitte angepasst werden. Anzustreben sei eine Symbiose zwischen Funktionalität und städteplanerischer Atmosphäre. Das Pflaster der Frankfurter Straße müsse erneuert und stolperfrei begehbar sein. Die Straße solle entsprechend möbliert werden und verschiedene Aktions- und Ruhepunkte erhalten. Die Beleuchtung solle durchgängig deutlich heller und akzentuierter werden. Der Gewerbering wirbt dafür, die für den 8. Februar (19.30 Uhr im Kurhaus) geplante offene Projektwerkstatt zu besuchen.