Einen gemeinsamen Bereitschaftsdienste der Ärzte in Bad Vilbel und Karben fordert die Karbener SPD auf Neue. Die Versorgung nachts und am Wochenende sei seit Jahresbeginn schlechter geworden. Im Gegenteil, sagen die Ärzte.
Karben. 2,3 Kilometer mehr müsse fahren, wer von Karben aus den ärztlichen Bereitschaftsdienst der westlichen Wetterau erreichen wolle, erklärt Wolf Eckert. Seit 1. Januar residiert dieser nach einer Fusion mehrerer Bereitschaftsdienste nicht mehr im Friedberger Bürgerhospital, sondern im Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhaus.
Hausarzt Eckert, Allgemeinmediziner aus Nieder-Wöllstadt, ist eine der treibenden Kräfte hinter der Fusion der Bereitschaftsdienste. Er versteht die Aufregung darum in Karben überhaupt nicht. „Da fragt niemand nach den Fakten, oder was das für die Patienten bedeutet.“
Die Karbener SPD forderte für die Parlamentssitzung, dass Bürgermeister Guido Rahn (CDU) mit Ärzten und Kassenärztlicher Vereinigung einen gemeinsamen Bereitschaftsdienst für Bad Vilbel und Karben vereinbaren solle. Schon einmal vor einigen Wochen hatte Rahn mit den Medizinern darüber gesprochen.
Ergebnis: Sie wollen nicht mit Bad Vilbel zusammengehen. Gebe es diese Fusion nicht, bedeute das für die Bürger eine schlechtere ärztliche Versorgung außerhalb der Sprechstunden, warnt SPD-Chefin Christel Zobeley. Der Weg bis Bad Nauheim „ist viel zu weit“, und es wirke sich „ungünstig auf die Wartezeiten“ aus, dass die Hausbesuche nun von Bad Nauheim aus erfolgten.
Diese Kritik sei „wenig fundiert“, ist Mediziner Eckert sauer. Die Fakten seien einfach falsch: „Die Patienten sind nicht gezwungen, den Dienst in Bad Nauheim in Anspruch zu nehmen; sie sind völlig frei in der Wahl der Notdienstzentrale.“ Deshalb führen die meisten Patienten aus Karben auch weiterhin zum Notdienst nach Bad Vilbel – so wie vorher. „Da hat sich für die Patienten nichts verändert.“
Gleiches gilt für Hausbesuche: Diese seien gar nicht nach Bad Nauheim gewechselt, sondern würden weiterhin von Friedberg aus erledigt, erläutert der Hausarzt. Mit der Fusion sei es dagegen möglich geworden, Personal aufzustocken: Ein Fahrer erledige für den Arzt nun den Papierkram, so dass beide schneller zum nächsten Patienten weiterfahren könne.
Auch sei nun stets ein zweiter Arzt in Bereitschaft, der auf Tour gehe, sobald mehr als fünf Hausbesuchsanfragen auf den ersten Notfallarzt warteten. „So haben wir die Zeiten zwischen Anruf und Besuch sogar verkürzen können“, sagt Eckert.
Vilbel ohne Zukunft
Anders beim kleinen Bad Vilbeler Bereitschaftsdienst: Dort sei nur ein einziger Arzt für Sprechstunde und Hausbesuche zugleich im Einsatz. Je nach Lage im Wartezimmer könnten erhebliche Wartezeiten bei den Patienten daheim entstehen, warnt der Fachmann. Mit dem getrennten Angebot in der westlichen Wetterau sei derartiges ausgeschlossen. „Wir haben uns erheblich professionalisiert.“ Weil die Kassenärztliche Vereinigung die Bereitschaftsdienste landesweit effizienter gestalten wolle, „wird Bad Vilbel für sich alleine nicht überlebensfähig sein“. Warum aber klammern sich die Ärzte dort an ihr Modell? „Wir zahlen im Großen dreimal so viel“, räumt Eckert ein. Das aber mit gutem Grund: Beim Wetterauer Bereitschaftsdienst müssen die Mediziner nicht selbst Dienste ableisten. Das ermöglicht ihnen bei der großen Arbeitsbelastung einen kleinen Freiraum: nachts und an den Wochenenden.