Karben. Großflächig blättert der Putz von der Fassade ab. Risse im Mauerwerk künden von dringendem Sanierungsbedarf. Weshalb viele Groß-Karbener ebenso wie die Oberen der Stadt das Aufhübschen des Degenfeldschen Schlosses als zentralen Bestandteil der Dorferneuerung ansahen. Eine Stiftung sollte sich drum kümmern. Bisher.
„Das Schloss wird von der Stiftung abgekoppelt“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). „Es ist einfach zu viel für die Stiftung.“ Denn seit mehr als zwei Jahren debattierten die Bürger intensiv, was aus dem Schloss werden solle. Bis heute ohne Ergebnis – und ohne dass die Stiftung in Gang kam.
Das ändert sich nun: Von der Last des wohl millionenschweren Riesenprojekts befreit, soll die Stiftung im Herbst ihre Arbeit aufnehmen können. „Und es sollen alle Karbener mitmachen, wir wollen eine Stiftung für die ganze Stadt gründen“, erklärt Reinhard Schley (61), Architekt, Softwareentwickler und Sprecher der „Bürgerstiftung Karben in Gründung“.
Bislang sind es 21 Bürger, die die Stiftung gründen wollen. Wie befreit haben sie erste Ideen ausgearbeitet, worum sich die Stiftung künftig kümmern könnte. Da ist zum Beispiel das Landwirtschafts- und Heimatmuseum im Degenfeldschen Schloss, dem die Bürger gern durch Schauvorführungen mehr Leben einhauchen wollen. Das von Kurt-Schumacher-Schüler erdachte Projekt „Niddza“, einen Strand an der Nidda für Freizeit und Entspannung, wolle die Stiftung ebenso tatkräftig unterstützen wie Straßenkunst. Auch der Aufbau eines Beratungsangebots für Existenzgründer ist eine Idee. „So etwas fehlt bisher in Karben“, erinnert der andere Sprecher Peter Mayer (54), Coach und Consultant.
Sowohl finanziell mit Zustiftungen und Spenden wie auch mit tatkräftigem Einsatz sollen sich Bürger und Unternehmen künftig in die Stiftung einbringen können. Als erstes müssen die Aktiven das Grundkapital von 50 000 Euro bis zum Spätherbst zusammenbringen. „Es ist schon ernüchternd“, wenn man sehe, wie wenig man mit den Zinsen daraus erreichen könne, seufzt Schley. Weshalb höhere Summen das Ziel sind – die Millionengrenze als nächstes, „um etwas anpacken zu können“. Aber auch mit kleinen Mitteln sei etwas zu bewegen, motiviert Rahn. (den)