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Schlecker-Pause: Wie geht’s weiter? – Einkaufen zur Zeit unmöglich: Filialisten-Markt in der Frankfurter Straße 51 – 53 ist geschlossen

Bad Vilbel. „Durchgehende Öffnungszeiten“ verspricht die blaue Folie an der Schaufensterscheibe. Dahinter, im Laden, befinden sich jedoch nur noch leer geräumte Regale und ein einsam dastehender Besen. Seit einigen Tagen ist die Schlecker-Filiale in der Frankfurter Straße 51 – 53 geschlossen. Die Regale sind leer.

Erhalten bleiben hingegen die älteren Filialen der Drogeriemarktkette in der 800 Meter entfernten Frankfurter Straße 121 sowie im Dortelweiler Brunnencenter und auf dem Heilsberg.

„Es gab Gerüchte, dass die Filiale schließen sollte. Aber dass es jetzt kommt, wusste ich nicht“, sagte Gaetano Oehmichen, Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing, auf Anfrage. Grundsätzlich aber sei der Handel an dieser Stelle gut aufgestellt.

Es scheint aber alles darauf hinzudeuten, dass Schlecker den Standort gar nicht verlassen will, sondern nur umstrukturiert. Aus der Schlecker-Zentrale im schwäbischen Ehingen gab es auf Anfrage jedoch keine Antwort. Allerdings hätten die Verkäuferinnen der Filiale bereits angedeutet, dass diese mit neuem Konzept und deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen wiedereröffnet werden solle, heißt es aus Vilbeler Gewerbekreisen.

Wie das aussehen könnte, erläutert der Darmstädter Ver.di-Gewerkschaftssekretär Walter Busch-Hübenbecker. Schon seit geraumer Zeit verfolge der Discounter mit einer eigens dafür gegründeten GmbH das Konzept der XL-Filialen. In die sollen die zuvor gekündigten Mitarbeiter der alten Filialen wechseln – dann allerdings ohne Tarifbindung.

Das bringe deutlich verschlechterte Arbeitsverträge mit sich, erläutert der Ver.di-Vertreter: kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, 24 statt 30 Tage Urlaubsanspruch, statt 37,5 künftig 40 Wochenstunden. Auch der Lohn sinke deutlich. Es gebe in den XL-Filialen teilweise Stundenlöhne von 5,50 bis 7,80 Euro, so Busch-Hübenbecker. Wem das nicht reiche, dem empfehle Schlecker offen, ergänzende Sozialhilfe zu beantragen, erläutert der Gewerkschaftssekretär. Doch derlei Praktiken gingen zulasten der Steuerzahler. Schlecker verschaffe sich zudem einseitige Vorteile gegenüber den tariftreuen Mitbewerbern.

Mit den neuen Läden strukturiert sich der Discounter um: Auf eine neu eröffnete große XL-Filiale kämen vier geschlossene alte Filialen, berichtet Busch-Hübenbecker.

Ein solches Schicksal könnte dann auch der verbliebenen Filiale in der Frankfurter Straße 121 drohen. Überdies setze Schlecker auf den Internetversand.

Derzeit gibt es noch 10 000 deutsche Schlecker-Filialen. Der Drogerie-Discounter ist in Deutschland mit einem Marktanteil von 76 Prozent weiterhin Marktführer. Im vergangenen Jahr waren bei Schlecker rund 52 100 Menschen beschäftigt.

Die Gewerkschaften wollen sich mit den tariflosen Verhältnissen nicht abfinden. Am 2. Februar gebe es ein Gespräch mit der Ver.di-Vizechefin Margret Mönig-Raane und Drogerie-Inhaber Anton Schlecker, kündigte Busch-Hübenbecker an. Geklärt werden solle, ob nicht doch Tarifverhandlungen für die neuen Märkte möglich seien. Aber auch ohne Tarifvertrag seien die Schlecker-Mitarbeiter durchaus streikfähig, betonte er. Immerhin 11 000 Beschäftigte seien gewerkschaftlich organisiert.