Die Gläser klirren, das Bett vibriert, der Computer wackelt. Das passiert bei Christa Kirchmann im Haus in der Großgasse in Okarben, wenn ein Lastwagen vorbeifährt. Dabei dürfte der dort nicht langfahren, da die Straße für Lastwagen über 3,5 Tonnen gesperrt ist. So wie ihr geht es weiteren Anwohnern. Sie fordern, dass etwas beim Klingelwiesenweg passieren muss, damit dieser nicht als Schleichweg genutzt wird.
Karben. Direkt an der Kreuzung von der Untergasse zur Großgasse hängen mehrere Schilder: verengte Fahrbahn, die Durchfahrt für Busse und Lastwagen verboten mit Ausnahme des Linienverkehrs. „Das hält einige Lastwagen aber nicht ab, hier trotzdem zu fahren“, hat Christa Kirchmann beobachtet. Ihr Schlafzimmer zeigt zur Straßenseite, wenn einer vorbeifährt, vibriert ihr Bett. „In der Küche habe ich einen Eckschrank mit Biergläsern, die dann klirren“, erzählt sie. So wie ihr geht es Anita und Klaus Dietrich sowie Helmut Scheid und seiner Frau Elke Nees-Scheid. „Bei uns bewegt sich das ganze Gebälk. Fliesen sind deswegen schon gerissen“, sagt Nees-Scheid, die im Fachwerkhaus wohnt. „Wir hatten früher mal richtig hohe Beruhigungshügel, die unter der Regierung des einstigen Bürgermeisters Detlev Engel installiert wurden. Der hat sie allerdings auch wieder zurückbauen lassen“, berichtet Scheid. Auslöser sei gewesen, dass die Landwirte sich beschwert hätten, ihre Ernte würde vom Hänger fallen. „Dabei fahren die auf dem Acker über unwegsamstes Gelände“, sagt Scheid.
Brummis als Problem
Kirchmann hat sich schon ans Regierungspräsidium in Kassel gewandt. „Die haben mich gefragt, ob ich Fotos habe. Die sind gut. Wenn man merkt, dass es wackelt, ist der Moment vorbei, bis ich die Kamera in der Hand habe“, sagt sie. Konkret wünschen sich die Anwohner, dass etwas beim Klingelwiesenweg – auch als Promilleweg bekannt – passieren muss, weil von dort der Schleichverkehr kommt.
Bislang habe noch keiner mit den Anwohnern gesprochen. „Seitdem die Nordumgehung da ist, hat sich der Verkehr zwar reduziert, es gibt aber genug, die mit überhöhter Geschwindigkeit langfahren“, moniert Kirchmann. Insbesondere die Lastwagen, die dort gar nicht fahren dürften, wären das Problem. Die kurzzeitige Sperrung des Klingelwiesenweges wegen Sanierungsarbeiten habe sich positiv ausgewirkt. In erster Linie seien es viele aus dem Main-Kinzig-Kreis, die die Strecke nutzen würden. „Direkt am Ludwigsbrunnen ist die Straße als Anliegerstraße gekennzeichnet. Die Schilder allein nutzen aber überhaupt nichts“, sagt Dietrich. Ihnen schwebt eine Verkehrsberuhigung durch Inseln oder Vergleichbares vor, „was das Durchfahren weniger attraktiv macht“. Von einer Sperrung hält der Ortsbeiratsvorsitzende Karlheinz Gangel nichts: „Wir haben im Oktober vergangenes Jahr beschlossen, dass wir abwarten, wie sich die Öffnung der Nordumgehung auf Okarben auswirkt.“ Es habe sich gezeigt, dass rund 90 Prozent weniger Verkehr durch den Stadtteil rollt.
Allerdings soll die Beschilderung am Klingelwiesenweg erweitert werden. „Das Anlieger-Schild am Ludwigsbrunnen wird häufig übersehen“, sagt er. Daher soll mindestens eins vor der Nidda-Brücke kommen. „Die Kontrolle liegt dann in der Hand der Stadtpolizei“, sagt Gangel. Jörg Witzenberger, Vizechef der Stadtpolizei, will nun an der Großgasse wegen der Laster kontrollieren lassen.