Wildschweinrotten verwüsten am Waldrand gelegene Grundstücke
Bad Vilbel. Wildschweinrotten verwüsten auf der Suche nach Nahrung immer wieder Gärten und Grundstücke am Rand des Bad Vilbeler Stadtwaldes, der Totenwiese, im Hexenloch, rund um den Ritterweiher und in den Wingerten. Spaziergänger und Jäger beobachten selbst tagsüber im Wald viele Rotten. Die Tiere haben ihre Scheu vor Menschen verloren.
Versetzten früher Raubritter Bechtram und seine Kumpane die Bürger in Vilbel in Angst und Schrecken, so sind es heute Schwarzwildrotten. Die Wildschweine haben offensichtlich ihre Scheu vor den Menschen verloren. Anstatt den Tag geschützt in einer Hecke zu verbringen, sind sie vermehrt auch tagsüber im Bad Vilbeler Stadtwald, der Totenwiese, im Hexenloch, rund um den Ritterweiher, in den Wingerten und Feld unterwegs. Dies belegt unter anderem ein von einem Jäger aufgenommenes Video von einer tagsüber an der Totenwiese mit hohem Tempo durch den Stadtwald laufenden Rotte.
Regelmäßig verursachen die Wildschweine auf ihrer Futtersuche große Schäden, weil sie den Boden auf der Suche nach tierischem Eiweiß in Form von Engerlingen, Würmern und Larven umpflügen. Auch durch bei den Wildschweinen beliebten »Schlamm-Partys« auf Wiesen entstehen große Schäden.
Hohe Kosten für Schutzzäune
Gartenzäune sind für die kräftigen und intelligenten Tiere kein Hindernis, wie Norbert Nakoinz und Jürgen Pfeiffer von den Naturfreunden Bad Vilbel und Gartenbesitzerin Alex Hertzog feststellen mussten. Allein um den Wildschweinschaden auf dem Gelände der Naturfreunde zu beseitigen, hat ein Garten- und Landschaftsbauer Kosten in Höhe von fast 2200 Euro veranschlagt. Für einen speziellen Wildschweinzaun müssten die Naturfreunde 3500 Euro berappen. »Das sind Summen, die sich viele Kleingärtner kaum leisten können oder wollen«, sagt Norbert Nakoinz, Vorsitzender der Naturfreunde. Von Schäden betroffen ist auch das Gelände der Fertighaus-Ausstellung.
Alex Hertzog und ihre Familie nutzen ihren großen, weitgehend naturbelassenen Garten mit Baumbestand zum Erholen und für Freizeitaktivitäten. Anpflanzungen und Blumen, aber auch alles, was »im Weg steht«, werden immer wieder von den Tieren zerstört. Eine Gefahr besteht nach Ansicht der Bürger auch für Menschen, darunter die Kinder des Waldkindergartens oder spielende Kinder auf dem Ritterweiherspielplatz, die Wildschweinen begegnen könnten. Denn die Bache verteidigt ihre Frischlinge vehement, wenn sie von einer Bedrohung ausgeht.
In Bad Vilbel hat sich nach Beobachtung der Bürger und Jäger in den letzten Jahren ungestört eine große Population entwickelt. Laut Auskunft von Pressesprecher Yannick Schwander, kann der städtische Feldschütz Marc Dudda keine Angaben über die Zahl der Rotten und Tiere machen. Im 180 Hektar großen Stadtwald leben nach Recherche der Bürger 120 bis 150 Exemplare, 20 Tiere wären für die Fläche akzeptabel.
Werden zu wenig Tiere geschossen?
Finden die Tiere ein ausreichendes Nahrungsangebot vor, dann liegt die jährliche Reproduktionsrate bei bis zu 300 Prozent. Nach Ansicht von Kritikern kommt der Jagdpächter seiner Aufgabe nicht nach. Er schieße nicht genügend Tiere.
Eine weitere Gefahr stelle die afrikanische Schweinepest da, die von Tier zu Tier übertragen wird. »Wildschweine bis auf die Muttertiere dürfen aufgrund der Schweinepest das ganze Jahr über gejagt werden«, informiert ein Jäger. Zudem sei die Vilbeler Waldfläche zu 90 Prozent bejagbar. Reinhard Armbrust, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Bad Vilbel, sagt, dass Jagdpächter Björn Nyquist im letzten Jahr 25 Wildschweine abgeschossen habe und weitere Tiere verunfallt seien.
Laut Hans Hess von der Jagdbehörde des Wetteraukreises liegen die genannten Flächen im »befriedeten Bereich«. »Aus Sicht der Jagd- und Waffenbehörde besteht hier kein Bedürfnis für die Erteilung einer Schießerlaubnis. Dies stellt immer nur eine Ausnahmeregelung dar. Hier aber kann durchaus die Bejagung des Schwarzwildes durch den Jagdausübungsberechtigten des Jagdbezirks Bad Vilbel im unmittelbar an das Wochenendgebiet Hexenloch angrenzenden Wald erfolgen.«
Er empfiehlt zudem die betroffenen Grundstücke vorübergehend mit einem Elektrozaun zur Wildschadensabwehr einzäunen und Mittel zur Schwarzwildvergrämung einzusetzen.