Herbstzeit ist Pilzzeit. Doch nur wer genau weiß, was er gefunden hat, sollte es auch essen. Pilzexperte Wolfgang Schößler aus Gießen informierte auf der naturkundlichen Wanderung des Nabu Karben über die Vielfalt der Pilze.
Karben. Vom Pilzesammeln hält Pilzexperte Wolfgang Schößler nicht viel. „Kaufen Sie sich die Champignons lieber im Supermarkt, das ist sicherer, billiger und Sie sparen Zeit“, sagte er und guckte in eine Reihe ungläubiger Gesichter. Bei der Exkursion des Nabus im Hessenwald bei Ilbenstadt am Samstagnachmittag steht traditionell die pilzkundliche Information im Vordergrund. Und dafür ist Wolfgang Schößler genau der richtige Mann. „Dies ist der einzige Pilz, den Sie vermutlich heute sehen werden“, sagte er und wedelte mit einem schwärzlichen Gespinst durch die Luft.
Wer etwas begriffsstutzig darauf starrte, wurde sogleich aufgeklärt: „Das sind die getrockneten Myzel, die unterirdischen Gewebezellen eines Hallimaschs“. Was gemeinhin als Pilz bezeichnet werde, sei immer nur der Fruchtkörper. „Der eigentliche Pilz lebt unterirdisch und in Symbiose mit Pflanzen und Bäumen“, sagte Schößler und räumte dabei gleich mit einem anderen Irrglauben auf. Schößler ist mit Humor und Eifer bei der Sache und ein profunder Pilzkenner. Davon zeugen auch die Exemplare, die er mitgebracht hat und herumgehen lässt, alles einheimische Gewächse, wie er betont. Staunend werden sie betrachtet, der Nesterdstern und Duftstachling, der Fichtenzapfen-Becherling, frische Trüffel und der auf einem Zapfen haftende orangefarbene und stecknadelkopfgroße Schildborstling.
Zahlreiche Gerüche
Lauter Exemplare, die die meisten der Herumstehenden auf den ersten Blick nicht als Pilz erkannt hätten. „Ist das wirklich ein Pilz und kein Erdklumpen?“, staunte mancher, und Schößler wies auf Einzelheiten hin, die nur mit der Lupe zu erkennen waren. Doch nicht nur mit den Augen, auch mit der Nase lassen sich Pilze erkennen und bestimmen. Die Vielfalt der Gerüche beschrieb Schößler anschaulich als stinkend, spermativ, süßlich, nach Mehl riechend, nach Gurke, Marzipan, Maggi oder Knoblauch.
Der einzige essbare Pilz seiner Sammlung war der Maronenröhrling, den Pilzsammler auch im Hessenwald finden können. Dass trotz des trockenen Spätsommers die Suche nach Pilzen nicht ganz vergeblich ist, bewiesen zwei Kinder. Sie waren ungeduldig durchs Gebüsch gestromert und kamen mit einem bräunlichen Pilz wieder, dessen Lamellen leicht rosa gefärbt waren. Das sei ein Champignon, nur welcher genau könne er nicht sagen ohne den Standort zu wissen, beschied Schößler. Die meisten Champignon-Arten seien essbar, einige aber sorgten für Bauchweh. „Erfreuen sie sich an den Pilzen und lassen Sie sie stehen“, ist dagegen Schößlers Rat.