Fast zehn Jahre war Wolfgang Schwarzhaupt ein Leistungsträger in der ersten Mannschaft des SC Dortelweil, seit 30 Jahren drückt er in verschiedenen Positionen im Vorstand dem Vereinsleben des Fußballklubs seinen Stempel auf. Jetzt will er etwas kürzer treten.
Bad Vilbel. Wenn man die Treppe zum Vereinsheim des SC Dortelweil hinaufschreitet, hängen an der Wand Bilder von Meistermannschaften aus den vergangen Jahrzehnten. Auf fast allen Bildern ist eine Person zu sehen: Wolfgang Schwarzhaupt, mal mit Locken, mal mit Kurzhaarfrisur.
Der heute 67-Jährige war fast ein Jahrzehnt als Spieler der ersten Mannschaft des SC Dortelweil an zwei Aufstiegen maßgeblich beteiligt – und auch bei den Alten Herren des Clubs kickte er noch bis zu seinem 60. Lebensjahr mit. Seine Leistungen als Kicker in Ehren – aber als Vereinsfunktionär und Schaffer für den SC seit mehr als drei Jahrzehnten hat er es zur Ikone geschafft.
Der genaue Blick
1986 bekleidete Schwarzhaupt, der bis 2010 als Elektrotechniker bei einer Bank beschäftigt war, erstmals die Position des zweiten Vorsitzenden. Bis heute ist er im Vorstand aktiv, doch der Schalke-Fan ließ es nicht bei der klassischen Funktionärsarbeit bewenden, vielmehr packte er Umbauten im Vereinsheim und im Vereinsleben an – manchmal auch im Alleingang.
So hat er beispielsweise die Flutlichtmasten, die 1994 am Sportplatz an der Nidda angebracht wurden, fast alleine zum Leuchten gebracht – und natürlich auch die Leitungen dorthin verlegt. Das alte Vereinsheim hat er mehrfach umgebaut – und als der Neubau des Vereinsheims 2010 anstand, war er ständig präsent. „Die passive Phase meiner Altersteilzeit habe ich vor allem hier am Sportplatz verbracht“, erinnert sich Schwarzhaupt.
„Manchmal klingelte morgens um 7 Uhr das Telefon – und der Architekt bat mich, unten die Handwerker anzuleiten, weil er noch im Stau steckte.“ Dabei hatte Schwarzhaupt selbst immer ein waches Auge darauf, dass dort kein Pfusch am Bau entstand.
„Manchmal hat mir ein Bauingenieur gesagt, er hat alles durchgerechnet – die Stromversorgung passt so. Doch als ich ihn auf die Flutlichtmasten hingewiesen habe, hat er alles neu durchgerechnet – und dann hat es wirklich gepasst“, so Schwarzhaupt.
Auch bei dem 2007 erstellten Kunstrasen hatte er ein waches Auge auf die Ausführung – so machte er die ausführende Firma darauf aufmerksam, dass das Granulat zu grobkörnig auf dem Platz liege, worauf die Firma das ganze Granulat nochmals austauschte, weil es das falsche war. Und im Vorfeld hatte er mit Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) mehrfach gesprochen, um zu erreichen, dass der Kunstrasen die Größe des vorher dort gelegenen Rotsandplatzes behält – und eben nicht kleiner konzipiert wird.
Auch heute ist er noch tagtäglich am Sportplatz – und erledigt vieles, vor allem, um die technischen Anlagen in Schuss zu halten. So reinigt er beispielsweise die Leitungen der Zapfanlage im Vereinsheim, nimmt auch die Getränkelieferungen entgegen – diese Liste ließe sich fast beliebig lange fortsetzen.
Kindertraum erfüllt
Im Dortelweiler Verein weiß man, was man an Wolfgang Schwarzhaupt hat. „Der Wolfgang ist wahnsinnig wichtig für den Club“, sagt beispielsweise Markus Beierle, der Trainer der ersten Mannschaft. Jugendleiter Dirk Münkel ergänzt: „Der Wolfgang lebt diesen Verein.“
Zusätzlich zu seinem tagtäglichen Engagement für den Club managt Schwarzhaupt seit mehr als einem Jahrzehnt in Personalunion auch noch die Vereinskasse – zusammen mit Herbert Hübenthal, der die Mitgliederverwaltung des 600 Mitglieder starken Vereins pflegt und die Steuerabrechnung für das Finanzamt vornimmt. „Ohne den Herbert könnte ich das nicht bewältigen“, räumt Schwarzhaupt ein.
Bei all seinem Einsatz erzürnt es ihn manchmal, wenn Sportler, Trainer oder Eltern sorglos mit der Anlage umgehen. „Neulich habe ich in der Umkleide eine Tasche mit Kindertrikots gefunden“, sagt er – man kann seinen Ärger darüber noch heute fühlen, wenn Schwarzhaupt davon spricht.
Allmählich will Schwarzhaupt kürzer treten, er hat sich einen Kindertraum erfüllt – und sich zuhause eine Modelleisenbahn angeschafft. Zum 1. Juli hat er die Position des Ersten Vorsitzenden an den fast 30 Jahre jüngeren Martin Gunkel übergeben. Auch den Job des Schatzmeisters möchte er im nächsten Jahr abgeben.
Doch ganz verabschieden will er sich aus dem Verein natürlich nicht, dafür ist es für ihn eine zu große Herzenssache. „Ich brauche auch die Zeit am Sportplatz, sonst würde mir etwas fehlen“, räumt er offen ein. Aber dem SC Dortelweil würde dann wohl ein gutes Stück mehr fehlen, die Seele am Sportplatz.