Wie in Lethargie läuft seit Monaten die Gemeindearbeit in St. Bonifatius in Klein-Karben. Der Brandanschlag vom Sommer hat schwerwiegende Folgen, denn er lähmt das Kirchenleben ganz massiv. Und die Kripo tappt im Dunkeln.
Karben. Zugig ist es im Foyer des Gemeindesaals, und es riecht nach Feuer. Das Foyer des Gemeindezentrums ist eine Baustelle, Folge des Brandanschlags vom 22. Juli. Ein Unbekannter hatte an jenem Sonntagvormittag mit trockenem Gras oder Heu die Vorhänge im Foyer in Brand gesetzt.
Ein Passant bemerkte, dass Qualm aus dem Dach quoll, schlug Alarm in der Kirche direkt nebenan, in der gerade der Gottesdienst lief. Sofort evakuierte Pfarrer Bernd Schirmer seine Schäfchen ins Freie. Löschen konnte er nicht mehr, das erledigte aber die Feuerwehr ganz schnell.
Kripo ohne Spur
Vier Monate später zieht Schirmer Bilanz: 175 000 Euro teuer ist der Schaden, zumindest der materielle. „Das trägt die Versicherung“, ist die Kirchengemeinde diese eine Sorge los.
Die Täter konnte die Kripo bisher nicht schnappen. „Wir haben leider keine neuen Erkenntnisse“, sagt Polizeisprecher Jörg Reinemer. Hinweise gebe es, dass es „eine Verbindung“ zum Brand am Bürogebäude nebenan im Karbener Weg wenige Wochen zuvor gebe. Möglich sei auch, dass der oder die Täter durch die Ermittlungen vor weiteren Taten abgeschreckt wurden, erklärt Reinemer.
In St. Bonfatius sind die Handwerker erst jetzt zu Gange: „Eigentlich sollte bis zum Advent alles fertig sein“, erinnert sich Karin Scholz, in der Gemeinde für die Pressearbeit zuständig. Eine aufwändige Ausschreibung bremste alles. Aber bis Weihnachten sollen die Arbeiten ein Ende haben.
Derzeit aber ist das Foyer des Kirchenhauses nach wie vor gesperrt. Handwerker müssen die Fensterfront ersetzen, deren Glasscheiben im Feuer zerbarsten und deren Rahmen sich verzogen. Auch müssen das gesamte Gebälk des Dachs und die abgehängte Decke erneuert werden. Alles war verrußt. Die immateriellen Folgen des Brandanschlags sind für die Gemeinde aber besonders bitter. Das Foyer als Dreh- und Angelpunkt sowie Veranstaltungsraum fehlt. „Das legt uns total lahm“, sagt Pfarrer Schirmer. „Man hat ein Gefühl, als ob das Leben in der Gemeinde abgestorben ist.“
Immerhin konnten einige Gruppen in Räume der gerade im Herbst mit den Gemeinden aus Petterweil und Kloppenheim neu gebildeten Pfarrgruppe ausweichen. Andere aber setzen seitdem ihre Arbeit aus, zum Beispiel die Suppenköchinnen. „Der Zugang zur Küche ist nur durchs Foyer möglich“, erklärt Karin Scholz.
Einnahmen fehlen
Angesichts fortlaufend rückgängiger Gläubigenzahlen ist das aktive Gemeindeleben eigentlich wichtig. Auch fehlen Einnahmen, wenn beispielsweise die Suppen-Verkaufstage wegfallen. „Wir bräuchten das zum Beispiel für eine neue Mikrofon-Anlage“, erläutert Karin Scholz. 10 000 Euro kostet die. „Das ist nicht im Etat des Bischöflichen Ordinariats drin.“
So setzen die Boni-Aktiven alle Hoffnung in den Neustart der Gemeindearbeit zu Weihnachten und bald danach zum Boni-Fasching. „So vieles ruht, da wissen wir nicht, was sich wiederbeleben lässt“, seufzt Karin Scholz. „Es kann ja nur besser werden.“ (den)