Bad Vilbel. Am Großvater lag es, dass Dieter Haas schon als Zehnjähriger von der Schach-Leidenschaft gepackt wurde. Erst habe er ihm die Brettspiele Mühle und Dame beigebracht, doch dann wollte er sich weiterentwickeln, erinnert sich der Bad Vilbeler Standesamts-Chef, der 1985 auch die Initiative zur Gründung des Schach-Vereins übernommen hatte.
20 Schachfreunde gründeten den Verein im Juni 1985, davon sind sieben noch aktiv. Bereits damals trafen sie sich in ihrer seitherigen Spielstätte im Kurhaus. Um das werden sie auch jetzt in ihrer Jubiläumswoche von vielen Gästen bewundert. Viele Clubs müssen sich in Hinterzimmern von Lokalen treffen oder die Räumlichkeiten teuer anmieten. Angesichts der geringen Mitgliederzahlen stelle das viele Vereine vor Probleme, so Haas. Da sei es von der Stadt schon „großzügig“, dass die Räumlichkeiten unter der Galerie kostenlos genutzt werden können.
Derzeit hat der Verein 35 Mitglieder, davon 25 Aktive, berichtet Vereins-Vize Holger Gronau. Darunter ist nur eine Frau. „Beim Schach gibt es eine geringere Frauenquote als im Boxen“, sagt er. Vielleicht liege das am „Killerprinzip“, wie es einst die Schachlegende Bobby Fischer verkörpert habe. Bei den kühlen Schachzügen, so habe er gesagt, gehe es darum, „das Ego des Gegners zu vernichten.“ Nicht so bei den Bad Vilbeler Brettspielern, die das Gesellige in den Mittelpunkt stellen.
Auch beim Nachwuchs sieht es schwierig aus. Dies, obwohl Gronau an der Kurt-Schumacher-Schule in Karben seit 30 Jahren eine erfolgreiche Schul-Schach-AG mitbetreut. Auch am Georg-Büchner-Gymnasium soll die AG im Herbst wiederbelebt werden. Doch die Hürden sind hoch. „Die Schüler wollen Urkunden und Pokale – und das möglichst schnell. Das geht beim Schach nicht“, weiß Haas. „Von zehn fallen neun durchs Raster.“ Schach – also doch eine königliche Disziplin? Haas und Gronau wenden ein, ihr Verein biete Breitensport auf mittlerem Niveau. In der Landesklasse Ost war man schon mal 2003 bis 2008, aktuell belegen die Vilbeler den dritten Platz in der Bezirksoberliga. Und sie sind stolz auf ihr Mitglied Klaus Schmitzer, der schon in der Bundesliga spielte.
Von Sponsoren träumen Haas und Gronau dennoch nicht, die mit viel Geld Schach-Profis aus der ehemaligen UdSSR und Polen einkauften. Der so erzielte Aufschwung breche mit dem Weggang der Stars abrupt wieder ein, hat Gronau beobachtet. Hochburgen des Schachs in der Region seien Schöneck, Oberursel, Bad Homburg und Hofheim.
Doch bis Ostern war Bad Vilbel die Metropole des Denksports. Noch bis Sonntag, 4. April, wurden im Kurhaus die Einzelmeisterschaften des Hessischen Schachverbandes ausgetragen. (dd)