Bad Vilbel. Schöne gerade Furchen zieht Landwirt Helmut Steinmetz über den Acker nahe der Bundesstraße 3. Wie lange er dort noch mit seinem Traktor im Einsatz sein kann, weiß er nicht. Denn auf dem jetzigen Feld sollen Bürogebäude, Gewerberäume und Wohnhäuser inklusive Park-Allee entstehen; es trägt den Gemarkungstitel Krebsschere, soll als Gewerbegebiet „Quellenpark“ heißen. Von Bau-Aktivitäten ist jedoch weit und breit nichts zu sehen.
Insgesamt 80 Hektar groß ist das Areal, das im Westen von der B 3, im Norden von Dortelweil, im Osten von der Bahnlinie Vilbel-Friedberg und im Süden von Massenheim begrenzt wird. Der Großteil gehört der Stadt, auf die übrigen Flächen sicherte sie sich die Ansprüche.
Entlang der fünf asphaltierten Erschließungsstraßen ragen Kanäle aus dem Boden, aber still ruht der Quellenpark. Dabei hatte es vor über zwei Jahren danach ausgesehen, als ob sich bald etwas tun würde. Ende Mai 2005 informierte Ehrenstadtrat und CDU-Vorsitzender Klaus Minkel, dass der Essener Bau-Konzern Hochtief das Startprojekt in der Krebsschere plane. Die Hochtief AG sicherte sich eine Option, also das Recht auf den möglichen Ankauf, auf 16 der insgesamt 37 Hektar, die für den Dienstleistungsbereich geplant sind. Dabei blieb es bislang.
„Wir sind nach wie vor an der Entwicklung des Areals interessiert und stehen in sehr engem Kontakt mit der Stadt“, betont auf Nachfrage Susanne Bargel von der Hochtief Projektentwicklung. Man versuche, das Grundstück zu vermarkten; Gespräche mit Interessenten würden laufen. Bargel stellt jedoch klar: „Mit einem Bau wird erst begonnen, wenn Verträge für eine Vorvermietung unterzeichnet sind.“ Nach der ursprünglichen Planung von 2005 will Hochtief an der Kreuzung B 3/Landesstraße 3008 fünf Bürogebäude errichten – mit einer Bruttogeschossfläche von rund 31 000 Quadratmetern. Die Projektkosten schätzte Minkel damals auf rund 50 Millionen Euro und hoffte, das hier bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen.
Warum noch nichts passiert, begründet Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). „Wir müssen erst die Nordumgehung als Zugang fertig haben und die Unterführung am Nordbahnhof, damit die Arbeitnehmer auch von dort fußläufig in den Quellenpark kommen können.“ Dem stimmt auch Klaus Minkel zu: „Der Quellenpark ist erst bei Vorliegen der Erschließung bebaubar.“ Die Nordumgehung soll immerhin im nächsten Frühjahr freigegeben werden, für die Bahnunterführung sei das Verfahren „weit fortgeschritten“, so Minkel.
Solche Aussagen beruhigen die politische Opposition allerdings nicht. Damit die Stadt nicht auf dem Areal sitzen bleibe, schlägt Landgrebe „eine professionelle Vermarktung“ vor – „weil die Stadt offensichtlich überfordert ist“.