Naturschützer Anhäuser schlug erfolgreich Alarm gegen die Pläne der Stadt, im Petterweiler Wäldchen Windräder zu bauen.
Karben. Helmut Anhäuser (75) ist ein Mensch, den schon kleine Dinge begeistern können. Dinge, über die andere oft achtlos hinwegschauen. „Wirklich schön“, findet es die Mittsechzigerin aus der 20-köpfigen Gruppe „Dienstagswanderer“ aus Heddernheim. Spontan erklärt Anhäuser die Situation auf der Höhe zwischen Petterweil und Burgholzhausen. Als Jagdpächter kennt er die Gegend wie kein anderer. Und er weiß, warum der neue Wald, so unscheinbar er doch wirkt, etwas Besonderes ist. „Alles Edelhölzer“, Eichen, Buchen, erklärt er. „Von Fachleuten am Reißbrett geplant.“
Das sei nicht schlecht, weiß der Naturschützer. „Die Lebensbedingungen für Flora und Fauna sind hier ideal.“ Ganz besonders auf den breiten Randstreifen stehen Gräser und Blumen in Hülle und Fülle. „Auf dem Ackerboden wächst das wie Lutzi.“ Allein Nistmöglichkeiten und Wasserstellen für die Vögel fehlten. Beides haben die Naturschützer nachgeliefert. So ist die Tierwelt inzwischen ähnlich rege unterwegs, wie die Pflanzenwelt seit Jahren sprießt. Vögel, Hasen, Rehe sind schnell heimisch geworden. „Die Insektenvielfalt findet man nirgends sonst in weitem Umfeld“, sagt Anhäuser.
Doch in den vergangenen Monate musste Helmut Anhäuser um „seinen“ neuen Wald bangen. Denn hier oben auf den Höhen der südlichen Wetterau pfeift der Wind intensiv und soll vier oder fünf Windräder antreiben. Als mögliche Standorte zieht die Stadt dafür den Petterweiler Wald in Erwägung. Wogegen Anhäuser sofort mobil machte, Naturschützer und Politiker ansprach.
Damit stieß er offenkundig auf viele Unterstützer. „Ich wollte keine Bürgerinitiative oder so“, sagt er. Schließlich sei Windkraft ja im Prinzip etwas Gutes. „Aber es muss doch nicht hier im Wald sein.“
So haben die Petterweiler im Stillen, aber doch ganz intensiv gegen diesen Windradstandort getrommelt. Und sie sind schon nach wenigen Monaten erfolgreich: „Auf Grund der Petterweiler Proteste sollen keine Windkraftanlagen im Wald errichtet werden“, erklärte der Bürgermeister Ende Juni bei einer nichtöffentlichen Versammlung der örtlichen CDU. „Das stimmt“, bestätigt Guido Rahn auf Anfrage. In die Prüfung der möglichen Flächen habe man alle Areale einbeziehen und nicht sinnvolle Flächen später ausschließen wollen. Das geschehe nun in Petterweil. „Solange wir genug freie Flächen haben, müssen wir keinen Baum für ein Windrad abholzen.“
Dabei scheinen durchaus die Petterweiler Argumente gewirkt zu haben: Die Bewohner dort hatten nämlich darauf gedrungen, dass in ihrem Wald kein Windrad gebaut werden solle, wenn der Bürgermeister dies auch für den Klein-Karbener Wald ausschließe. „Das Argument ist nicht von der Hand zu weisen“, gesteht Rahn ein. „Das wäre nicht vermittelbar.“ Um auch ohne das Wäldchen genug Flächen für die Windräder zu haben, schmiedet der Bürgermeister nun eine Grundeigentümer-Gemeinschaft am Stadtrand zwischen Karben und Bad Homburg. Damit sollen alle Landbesitzer an den künftigen Einnahmen beteiligt werden – unabhängig, auf wessen Grundstück sich die Rotoren letztlich drehen.
Mit drei von sechs privaten Grundeignern sei man bereits einig, erklärt Rahn, ebenso mit der Stadt Bad Homburg. „Dadurch haben wir schon 90 Prozent der Flächen zusammen.“ Weitere Gespräche sind für diesen Monat geplant.
Schon im Herbst sollen die Standorte klar sein, wenn die Umweltgutachten fertig sind, kündigt Rahn an. Mindestens ein weiteres Jahr werde es dann dauern, bis die Anlagen genehmigt sind und gebaut werden können.
Wo genau die Anlagen aufgestellt werden sollen, will Rahn den Petterweilern erklären, sobald das klar ist. „Wir finden es gut, dass der Wald außen vor bleibt“, sagt die örtliche CDU-Vorsitzende Ingrid Lenz. „Der Wald wird für die Naherholung rege genutzt.“ Helmut Anhäuser hört das gern. „Eine kluge Entscheidung.“ (den)