Bad Vilbel. Das Wetter machte der 55. Bezirks-Tierschau auf dem Bad Vilbeler Markt einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Bei weitem nicht alle gemeldeten Tiere waren zu sehen und deutlich weniger Besucher als sonst wagten sich auf das Ausstellungsgelände.
Unbeeindruckt vom Regen zeigten sich die Rinder, als sie gestern schon in Herrgottsfrüh in der Rinderdusche schamponiert und mit dem Schlauch abgespritzt wurden, als sei das Wasser, das von oben kommt noch nicht genug. Entspannt drückte der zweieinhalbjährige Schätzbulle „Rubin“ seinen mächtigen Kopf gegen das Gitter und genoss die Massage.
Möglicherweise hatte er auch nur Feuer gefangen für die hübsche, schwarz gescheckte Holsteiner-Kuh aus Wehrheim, die ihn von der anderen Seite mit großen Augen anhimmelte, während sie gewaschen wurde von ihrem Besitzer Christian Allendörfer, seinem Mitarbeiter Jens Sigismund und Julia Trageser, die von ihrem Hof in Linsengericht-Waldrode selbst zwei Kühe mit auf den Markt gebracht hatte. Gewaschen werden nur Schwanz und die Beine, nicht das Fell am Körper, „damit die Fettschicht nicht zerstört wird und das Wasser ablaufen kann“, erklärt Seun. Wie Kühe noch schöner gestylt werden können, zeigten die Kuhfriseure Peter Dickert (22) aus Lauterbach und Svenja Kullmann (21) aus Vilmar. Die Beiden stammen aus bäuerlichen Familienbetrieben und studieren in Bingen Agrarwirtschaft. Wenn sie ihren Tieren die Haare an den Ohren, am Kopf und am Euter schneiden und ihnen am Rückgrat eine gerade Linie hin frisieren, dann dient das dazu, „auf Schauen Makel zu verstecken und Vorzüge hervorzuheben“. Peter vergleicht die Prozedur mit „Schminken fürs Foto-Shooting“. Nur an den langen, schwarzen Wimpern muss nichts gemacht werden. „Ich beneide Kühe darum“, gestand eine junge Frau.
Der Gederner Milchbauer Manfred Kneipp machte an einem Infostand auf „die Hessische“ aufmerksam. Das ist die Milch seiner 350 Kühe, die er zusammen mit der Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“ seit Frühjahr im ganzen Land bei Edeka anbietet. „Kurze Wege, nachvollziehbare Herkunft – das wollen die Kunden“, sagt Kneipp. Über andere Tiere erfuhren die Besucher ebenfalls interessantes. Etwa dass das fast ausgestorbene und erst seit den 70er Jahren wieder entdeckte „Braune Bergschaf“ von Edgar Berbalk aus Waldems eine besonders fruchtbare und zugleich robuste Rasse ist, deren naturbraune Wolle nicht gefärbt wird. Ralf Zauner aus Florstadt, der seine Pferde zum Holzrücken im Bad Vilbeler Wald einsetzt, erklärte, dass unter den Pferden Kaltblüter die gleiche Körpertemperatur haben wie Warmblüter. Die Bezeichnung beziehe sich nur auf das Temperament.
Die Lieblinge der Kinder waren eine Muttersau mit ihren Ferkeln und freche Ziegen. Die Hessische Milchkönigin Marie I. aus Höchst-Dusenbach im Odenwald und die Hessische Rapsblütenkönigin Monika I. aus Wehrheim mussten die Sieger beim Schätzen des 926 Kilo schweren Bullen „Rubin“ auslosen, denn je zwei Mal wurden 925 und 924 Kilo getippt. Als Sieger und damit Gewinner eines Frankfurt-Tickets im Wert von 50 Euro ermittelten sie den fünfjährigen Frankfurter Leon Fydrik. Zweite blieb Monika I. (Allendörfer) aus Wehrheim, Dritter wurde Gunther Allendörfer, ebenfalls Wehrheim. Der höchste Tipp lag übrigens bei 1463 Kilo, der Niedrigste bei 112 Kilo.