Die Großbaustellen im Kurpark kannten keine Corona-Pause
Bad Vilbel. Während etliche Baustellen wegen der Pandemie ruhen müssen, ist im Kurpark in Bad Vilbel weiter gebaut worden. Dort sind Dutzende Arbeiter gleich mit drei Großprojekten beschäftigt: der Sanierung des Kurhauses, dem Bau eines Hotels und dem Bau der Stadthalle. Für letzteres Vorhaben ist nun ein Etappenziel erreicht: Der Rohbau ist fertig.
Der Kontrast war schon augenfällig. Wer Ende März von der Innenstadt mit ihren geschlossenen Geschäften her kommend über die Büchereibrücke lief, konnte sich ein Bild vom absoluten Stillstand machen. Nichts lief mehr. Nur 200 Meter weiter herrschte emsiges Gewusel. Der Platz vorm Kurhaus war zugeparkt, und überall auf dem Gelände im westlichen Kurpark liefen Arbeiter in Warnwesten herum. Kräne drehten sich, es wurde gebohrt, gesägt, gefräst, gehämmert.
Gewaltiger Bau
Die Großbaustellen kannten nämlich keine Corona-Pause, und die Ergebnisse sind heute sichtbar. Das Kurhaus ist entkernt, und das Hotel wächst in die Höhe. Am weitesten sind die Arbeiten an der neuen Stadthalle. Der gewaltige Bau wirkt von der Kasseler Straße her wie ein Betonklotz.
Die Verantwortlichen unter der Federführung der Bad Vilbeler Stadtwerke haben nun bekannt gegegen, dass der Rohbau fertiggestellt ist. Bauleiter Klaus Rotter und die beiden Ehrenstadträte Klaus Minkel und Helmut Lehr haben das zum Anlass für eine Baustellenbegehung genommen.
Minkel freute sich darüber, dass, nachdem bereits viele Gerüste abgebaut worden sind, nun der Rohbau sichtbar werde, »der jetzt nur noch schöner werden kann«.
Einen »Geniestreich« nannte Minkel die geplante Orangerie. Das gläserne Werk wird einmal auf der Nidda-Seite die Stadthalle mit dem Kurhaus verbinden. »Schon jetzt kann man sagen, dass die vorgesetzte Orangerie statt zweier langweiliger Gänge links und rechts ein Geniestreich ist. Es entstehen wunderbare Blickbeziehungen in den Park und sehr großzügige Verkehrsflächen«, schwärmte Minkel.
Niveaugleich
Die Orangerie verbinde niveaugleich die beiden Stadthallenebenen mit dem Kurhaus. »Das beeinflusste entscheidend die Gebäudehöhe, brachte aber auch einen zusätzlichen schönen Gartensaal im Erdgeschoss ein«, lobte der Stadtrat.
Das Projekt Stadthalle sehen die Verantwortlichen immer im Zusammenhang mit dem angrenzenden Hotel. Zusammen mit dem Hotel werde der Kurpark zur Nidda hin gefasst werden und »wieder den Menschen Platz geben«. Zuvor habe dort das Hallenbad mit dem leer stehenden Kurmittelhaus gestanden, »das den Park unterbrach und verhunzte«, betonte Minkel. Unterhalb der Stadthalle befindet sich die Tiefgarage. Die bekomme eine aufwendige Bodenüberdeckung von 80 Zentimetern, um Fläche für den Park zu gewinnen.
Zudem werde die Stadt ab dem Frühjahr 2021 ein großes Parkplatzangebot dank der Tiefgarage haben. Minkel: »Bad Vilbel wird mit Veranstaltungsräumen besser als jede andere Stadt in der Wetterau ausgestattet sein.« Das Hotel werde das Angebot in der Stadt abrunden, und es komme zur rechten Zeit, »da durch die Therme ein neuer Bedarf entstehen wird«. Zudem komme auch die Stadtmodernisierung dank der Kurhaussanierung einen entscheidenden Schritt voran.
All das wollten die Verantwortlichen eigentlich feiern. Gedacht war an ein Richtfest passend zum Hessentag. »Leider musste das zusammen mit den Lions als Hessentagsbeitrag geplante Baustellenkonzert mit dem Bad Vilbeler Kammerorchester abgesagt werden. Dies war als besonderes Schmankerl für unsere Bad Vilbeler geplant. Aber Corona lässt es nicht zu«, bedauerte Minkel
In der Stadthalle ist inzwischen mit dem Innenausbau begonnen worden. Die einzubauende Technik werde sehr aufwendig sein, sagte Minkel. Deshalb gab er als Zeitpunkt für die endgültige Fertigstellung der neuen Veranstaltungshalle das vierte Quartal 2021 an.
Untergrund war instabil – Überlastete Bauwirtschaft führt zu Zeitverlust bei Stadthallenbau
Anlässlich der Fertigstellung des Rohbaus der neuen Stadthalle hat Stadtrat Klaus Minkel noch einmal auf die Unwägbarkeiten hingewiesen. So sei die Ausschreibung für einen Generalunternehmer »an der Überlastung der Bauwirtschaft« gescheitert. Das habe zu einem entscheidenden Zeitverlust geführt, »weil nun sehr aufwendig die vielen, umfangreichen gewerksweisen Ausschreibungen gefertigt werden mussten, wodurch sich die Arbeit vervielfältigte«. Auch sei dafür zu sorgen gewesen, dass immer rechtzeitig die Ausschreibungen an den Markt kamen, damit der Baufluss nicht unterbrochen wird.
Eine weitere Unwägbarkeit lauerte im Untergrund. Zwar war der Baugrund laut Minkel gründlich untersucht worden, »aber die Wirklichkeit war noch viel komplizierter«. Schlängelte sich doch einst die Nidda auch durch den Kurpark.
Einige der Bohrpfähle hätten aufgrund des instabilen Untergrundes nicht die geforderte Belastbarkeit erreicht. Aus diesem Grund hätten noch einige Pfähle nachträglich eingebracht werden müssen. Und dann noch dies: Der italienische Lieferant fiel wegen Corona bei der Belieferung von Zubehör für die Fassade aus, sodass auch dieser Zeitablauf umorganisiert werden musste. (pe)