Bad Vilbel. Im Februar wurde „nur mit dem Gedanken gespielt“, inzwischen ist die Rekonstruktion des berühmten römischen Mosaiks Wirklichkeit geworden. Zwar wird nicht das vor 156 Jahren am Südbahnhof gefundene und inzwischen das Landesmuseum Darmstadt zierende Original komplettiert, aber der Plan für die Rekonstruktion im gläsernen Tempel im Kurpark existiert.
Während dort die Bauarbeiten für das Gehäuse angelaufen sind und der 26. Mai nächsten Jahres als Eröffnungstag feststeht, arbeiten sizilianische Spezialisten an der Rekonstruktion des im Jahr 180 nach Christus entstandenen römischen Kleinods, aber eben nicht nur an der originalgetreuen Wiedergabe im Format 7,05 mal 4,75 Metern, sondern auch an der Ergänzung jener Leerstellen, die sich bei den Ausgrabungen im Jahr 1849 nicht mehr haben auffinden lassen. Die Rekonstruktion soll sich zum Quellenfest 2007 in einem rahmenlosen Glaspavillon mit schwebendem Dach befinden, direkt neben dem Hassia-Brunnentempel.
Das gesamte Mosaik wird mit fließendem Wasser überspült, das in ein Becken rundum abfließt mit dem Effekt, dass die auf dem Mosaik dargestellten Meerestiere scheinbar leben und sich im Wasser tummeln, wie es in der einstigen Thermalanlage eines reichen römischen Gutsbesitzers gewesen sein dürfte. Claus Kunzmann, Kulturamtsleiter und Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatpflege, erläuterte als Gast des Frauenrings die Pläne und die Geschichte dieses einzigartigen Prunkstücks römischer Mosaikkunst.
Am 24. April 1849, so Kunzmann, hatte Baurat Laubenheim die bei Bauarbeiten für den Südbahnhof gefundenen kleinen Steinwürfelchen richtig als Teile eines römischen Mosaiks gedeutet. Schon wenige Tage später war das Museum Darmstadt informiert, und die genaue Aufnahme und Bergung des Fundes waren gesichert.
Wie Kunzmann berichtete, lag der große Mosaikboden nur 25 bis 35 Zentimeter unter der Erde. Vier Räume der römischen Anlage waren ganz, weitere nur unvollkommen erhalten. Der Innenraum mit der Badeanlage und dem Mosaik hatte eine lichte Weite von zehn mal zwölf Metern.
Der Mosaikboden war dem eigentlichen Schwimmbecken vorgelagert und von Marmor eingefasst. Der Unterbau bestand aus vielen Schichten, die eine Höhe von nicht weniger als 1,80 Metern besaßen. Die etwa 400 000 Steinchen aus Ton, Glas und Marmor waren schwarz, weiß, grau und violett. Im Mittelpunkt steht Neptun, der Gott des Meeres und der Binnengewässer. Ausgerechnet dessen Kopf ist weitgehend zerstört. Trotzdem beherrscht er auch in dem Torso mit seinen gewellten Haarlocken die Mitte des Bildes. Zwei Fische und zwei Aale ragen aus seinen Haaren hervor. Zwei Seewölfe mit ihren phantastischen Köpfen entspringen gleichzeitig dem nassen Element. Amor und Eroten dürfen nicht fehlen. Laut Kunzmann wird das besonders schöne Werk dem Künstler Pervincus zugerechnet.