Bad Vilbel. Ricci Riegelhuth, der eigentlich Klaus-Dieter heißt, und seine Mutter Annemarie haben am Samstagabend zum letzten Mal eigenhändig die Türen des Kiosks geschlossen. Aber bereits am 18. Juli eröffnet der Nachfolger und es gibt dann auch wieder Zigarren – die werden von Ricci geliefert.
„Ich bin Vilbeler und bleibe der Stadt erhalten“, stellt Ricci klar und macht deutlich, dass nicht nur der Kiosk weiter bestehen bleibt, sondern auch sein „Ricciland“: Über die Internetseite www.kioskiero.de lebt dieses „Ricciland“ weiter. Hier vertreibt der gelernte Koch und „Genussologe“ weiterhin Zigarren und er mischt sich natürlich über www.cigar-wiki.com in die Diskussionen in der Tabakszene ein. „Zigarren stehen für Genuss, Kultur, Geschichte und Handwerk“, lautet dort der erste Satz.
Aber Ricci wird nicht nur online aktiv sein, sondern auch in einer Raucher-Lounge, die er in Kooperation mit dem Restaurant Il Sorriso zwei Häuser vom Kiosk entfernt einrichten will. „Hier wird eine neue Filteranlage eingebaut. Da ist die Luft dann sauberer als auf jeder Straße und im Biergarten“, kündigt er an.
Mit dem Verkauf an einem Büdchen startete Riccis Großvater Wilhelm Riegelhuth 1935 den Familienbetrieb. Seit 1956, als sie Horst Riegelhuth, den Sohn des Firmengründers heiratete, ist Riccis Mutter Annemarie das Gesicht des Kiosks. Nun wird sie demnächst 76 Jahre alt und hat sich den Ruhestand wahrlich verdient. Aber den Kiosk ohne seine Mutter zu betreiben, das ist für Ricci Riegelhuth jenseits aller Vorstellungen. Und so konzentriert er sich nun auf das Zigarrengeschäft – denn „Rauchen macht glücklich“, zitiert er stolz die Überschrift eines Artikels, in dem ihm das Frankfurt Journal kürzlich mit einem Porträt würdigte. „Den besten Zigarrenladen des Landes gibt es in – tusch! – Bad Vilbel“, wird ihm gleich noch eine große Anerkennung ausgesprochen.
Bevor Ricci Mitte der 90er Jahre in den elterlichen Kiosk im heimischen Bad Vilbel einstieg, tourte er durch die Welt, ließ sich zum Koch ausbilden und arbeitete zuletzt als „Food und Beverage Manager“ in einem großen Hotel. Dieser Werdegang habe sein „dominates Genuss-Gen“ noch mehr zu Entfaltung und zu den Zigarren gebracht, weiß er zu berichten.
Mit seiner beruflichen Rückkehr in die Quellenstadt und dem Ausbau des Zigarrenangebotes, seinem unglaublichen Wissen über die Branche sowie mit unvergleichbarer Leidenschaft zog er neue Kunden an. Die kamen teilweise von weit her oder nutzten einen Frankfurt-Aufenthalt immer wieder für einen Abstecher zum Kioskiero nach Vilbel. Es dürfte schwer sein, ein zweites vergleichbar kleines Geschäft zu finden, über das mehrfach in überregionalen Zeitungen wie der FAZ, Welt und Frankfurter Rundschau berichtet wurde.
Ohne die Zigarren wäre es wohl nicht möglich gewesen das Geschäft mit den traditionellen Kioskartikeln über Wasser zu halten, ist Annemarie Riegelhuth überzeugt. Ohne Riccis Talent mit Verve und unwiderstehlicher Leidenschaft dafür zu werben, aber wohl auch nicht.
Besonders stolz ist Ricci, wenn er mal wieder Havanna-Puristen überzeugen konnte, dass es daneben auch weitere Marken gibt, die den Vergleich nicht zu scheuen brauchen und dabei in einem weitaus günstigern Preis-Leistungs-Verhältnis stehen. So hat er selbst eigene Marken entwickelt und lässt hierfür aus ausgewählten karibischen Tabaken „zungenmilde“ Rauchwaren produzieren, deren preisgünstigste pro Stück unter 2 Euro kostet und die teuerste etwas mehr als 5 Euro. Es geht Ricci eben um den Genuss und nicht um das Protzen. Und so zitiert er auch begeistert den spanischen Spitzenkoch Juan Carlos Iglesias, der für sein Fachgebiet konstatierte: „Es gibt keinen Grund viel Geld für Essen auszugeben. Wir alle müssen die Rechnung verschlanken und die Kundenzufriedenheit steigern.“