Karben. Frisches Frühlingsgrün und Müll im Gebüsch? Weil sich das nicht verträgt, haben die Stadt Karben und die Naturschutzverbände NABU und BUND zum jährlichen Frühjahrsputz gerufen. Fast 500 Kinder aus Schulen und Kitas mit ihren Lehrern und Erziehern sowie mehr als 800 engagierte Bürger waren dabei – ein Rekord.
Stolz schauen die Schüler ihre Beute an: Drei fast randvoll gefüllte Müllsäcke stehen vor ihnen. Es ist das Ergebnis ihres Vormittags, an dem Müllsammeln statt Mathematik auf dem Stundenplan stand. »Ich kann gar nicht glauben, dass das alles hier herumlag«, sagt die zehnjährige Marie mit großen Augen, als sie gemeinsam mit ihrem Mitschüler gerade noch eine Getränkeverpackung in den halb offenen Sack steckt. »Jeder hat doch einen Mülleimer daheim!«
Zahlen steigen stetig
Marie ist an diesem Vormittag eine von fast 500 Schülerinnen und Schülern, Lehrern und Erziehern, die das Klassenzimmer gegen einen Karbener Straßenzug, den Füller gegen eine Müllsammelzange getauscht haben. So wie die Viertklässler der Pestalozzischule, die das Gebiet um die Sporthalle der TG Groß-Karben durchkämmen. Unweit des Groß-Karbener Schlosses finden sie Papierfetzen und leere Flaschen, Zigarettenschachteln und sogar Schuhe. Alles wandert nach und nach in die eigens dafür mitgebrachten Müllsäcke.
Einen Tag nach dem Schülereinsatz am Freitag sind dafür am Samstag mehr als 800 Bürger losgezogen, um den Müll dorthin zu befördern, wo er hingehört: in die Abfalltüte.
Die Teilnehmerzahlen für die Müllsammelaktion steigen seit Jahren – Angaben der Stadt Karben zufolge gab es noch nie so viele Anmeldungen im Voraus wie in diesem Jahr. Und: Das Engagement ist nötig. Denn die Stadt habe zwar schon die Zahl der hauptberuflichen Mitarbeiter, die die Abfallkörbe leeren und den Müll aus dem Stadtgebiet sammeln, erhöht, scheinbar reiche dies aber immer noch nicht.
Immer öfter beklagen sich Bürger über herumliegenden Müll oder werden gleich selbst tätig: So wie Eva Rosen, die die Facebook-Gruppe »Müllsammler Karben – Unser Ort und unsere Natur sind keine Mülldeponie« initiiert und Ende Januar bereits eine erste private Müllsammelaktion auf der Grünfläche zwischen Burger King und Kino gestartet hat. Eigenen Angaben zufolge waren auch viele Mitglieder der Facebook-Gruppe, die mittlerweile rund 60 Karbener zählt, dabei.
Darüber hinaus gehört der Termin mittlerweile für viele Vereine fest ins Vereinsjahr: Jagdpächter, Ortsbeiräte, Diakonisches Werk, Ambulante Hospizhilfe, bbw-Südhessen, Tierschutz-, Reit- und Fahrverein, Herz und Hand Nachbarschaftshilfe oder die Pfadfinder – sie alle haben sich am Samstag in den Stadtteilen gesammelt, um gemeinsam die Landschaft vom Müll zu befreien. Mit dabei waren auch die Jugendfeuerwehren aus Okarben, Karben-Mitte, Petterweil und Burg-Gräfenrode. Mit leuchtend orangen Warnwesten bekleidet haben alle gemeinsam in »ihrem« Stadtteil versammelt, insgesamt 40 Kinder und Jugendliche an der Zahl. »Gefunden wurde von Fahrradreifen bis hin zum Kaugummipapier so ziemlich alles«, bilanziert Stadtbrandinspektor Christian Becker.»Es ist doch Wahnsinn, was wir hier alles finden«, bringt es eine Mutter, die die Schulklassen am Freitag begleitet, auf den Punkt.
In den nächsten Tagen werden die Müllsäcke von den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs abgeholt.