Bad Vilbel. Für Reporterfragen hat die vierjährige Kira-Sophie bei der öffentlichen Fütterung auf dem Demeter-Hof keine Zeit. Lieber greift sie noch einmal schnell mit beiden Händen nach der Silage, die in einer Schubkarre neben dem Schweinestall steht, und hält den Ferkeln die Gräser im Freigehege direkt vor die Schnauze. Zusammen mit ihrem Bruder Tolga (5) versorgte sie die Vierbeiner mit Molke, Kartoffeln und Schrot.
„So eine Sauerei!“ Das war das Motto dieser Führung, die künftig einmal monatlich angeboten werden soll. Andrea Riesen, die Chefin im Schweinestall, lobt die Mithilfe der Kinder, die eifrig bei der Sache waren. Gefüttert werden die 80 bis hundert Schweine des Hofes jeden Tag um 6.30 Uhr und um 15.30 Uhr. Dabei landet das Futter nicht im Trog, sondern wird von den Tieren in die Holzhäcksel und das Stroh eingewühlt, wieder ausgegraben und kompostiert. Liebevoll räumt Riesen mit dem Vorurteil der Schmutzfinken auf. Zwar verwühlten und vermatschten die Tiere alles ringsherum, „aber die Schweine selbst sind blitzblank“.
Von den Stallungen und Freigehegen ist es nicht weit bis zur Baustelle für den neuen Maststall für die Schweine. Neue, dem Standort angepasste Rassen sollen dort gezüchtet werden. Spenden der Hofkunden wurden gesammelt, aber den Großteil des Projekts finanziert nun der Europäische Natur- und Tierschutzverein. Im Herbst haben Markus Plany und weitere Hofmitarbeiter den Futterschuppen gegen Frost isoliert, einen Großteil der Elektrik verlegt und Eichenbretter für die Schlafkisten der Schweine vorbereitet. Gitter, Suhlen, Tränken, die Futterlager-Ausstattung und eine Kartoffel-Dämpfanlage sollen noch folgen. Spätestens im nächsten Sommer sollen die Schweine einziehen.
Sinnenfreudige und intelligente Tiere seien das, betont Hofsprecherin Margarethe Hinterlang. Biologisch-dynamische Landwirtschaft, das bedeute auch, die Tiere nicht „unter industriellen Gesichtspunkten als Produktionsmittel“ zu sehen, sondern als Wesen, die artgerechte Haltung erforderten. Der Dioxin-Skandal „passiert da, wo es immer größere Einheiten in der Landwirtschaft gibt.“ Die verseuchten Abfälle stammten aus der Biodiesel-Erzeugung – „ein Bereich, der einseitig gefördert wird“, kritisiert Hinterlang. Dem Dottenfelderhof bescherte der Skandal einen Umsatzzuwachs. „Vor Weihnachten konnten wir kaum Schweinefleisch loswerden, jetzt wird es knapp“, so Hinterlang. Auch Rindfleisch und Eier würden verstärkt nachgefragt.
Futterzusätze seien bei der bio-dynamischen Landwirtschaft überflüssig, denn das Futter werde auf dem Hof selbst produziert – ein in sich geschlossener Kreislauf. Nur ausnahmsweise werde Leinsamen oder Eiweißhaltiges nachgekauft – wiederum in Demeter-Qualität. Der Dottenfelderhof wurde für seine artgerechte Nutztierhaltung 2006 mit dem Hessischen Tierschutzpreis ausgezeichnet.
Als biologisch-dynamischer Betrieb werde der Dottenfelderhof nicht nur jährlich von Demeter-Experten überprüft, sondern erhalte jedes Jahr Besuch von EU-Kontrolleuren, so Hinterlang. Sie beklagt, dass in der konventionellen Landwirtschaft nur wenig kontrolliert werde – „und bei Futtermitteln überhaupt nicht.“ Doch führe das Veterinäramt auch unangemeldete Kontrollen durch. Auszuschließen seien Vorfälle wie die Dioxin-Affäre nicht, räumt Hinterlang ein. Sie erinnert sich an einen Fall, bei dem sogar auf einem ihr bekannten Demeter-Betrieb belastete Futtermittel entdeckt worden seien: „Es gibt eben immer Menschen, die aus Geldgründen etwas tun, was sie nicht sollten.“