Nidderau. Die Stadt erwägt, in ihren Wäldern die Abschussquote für Rehe zu erhöhen. Entsprechende Beratungen sollen in den kommenden Wochen aufgenommen werden, bestätigte Bürgermeister Gerhard Schultheiß gegenüber dieser Zeitung. Grund sind Schäden an frisch gepflanzten Bäumen, die vor allem von Rehen herbeigeführt werden, weil sie die jungen Pflanzen gerne anfressen. Diese Schäden gefährdeten das Anlegen von neuen Kulturen und damit die angestrebte „Verjüngung“ des Waldes. Eine „deutlich zu hohe Verbissbelastung“ sei jüngst für den Windecker Bürgerwald festgestellt worden. Das geht zumindest aus einer Pressemitteilung des Windecker Vereins Nutzungsberechtigter Bürger hervor. Darin kündigen die Mitglieder an, eine „deutliche Erhöhung der Abschussquoten für Rehwild“ bei der Stadt zu beantragen.
Die Mitteilung ist eine Reaktion auf eine Sitzung des Umweltausschusses und des Magistrats der Stadt von vergangener Woche, an der auch Vertreter des Forstamtes Hanau-Wolfgang und der Revierförsterei teilnahmen. Schon 1994 seien die Schäden durch Wildtiere beklagt worden, heißt es weiter in dem Schreiben des Vereins. Seither habe sich die Situation nicht verbessert. Der Verein zieht deshalb auch „andere Möglichkeiten der Bejagung“ in Betracht.
Bürgermeister Schultheiß ergänzte, dass damit die so genannte „Drückjagd“ gemeint sei. Dabei durchstöbern in der Regel mehrere Jäger oder freilaufende Jagdhunde ein Jagdgebiet. Unter Jägern ist diese Methode jedoch umstritten.
Bevor die Abschussquote erhöht werden soll, wollen Bürgermeister und Magistrat jedoch erst noch genaue Zahlen der „Verbissqoute“ den Zahlen der bisherigen Abschüsse von Wildtieren gegenüberstellen. Erst dann werde es zu einer Entscheidung kommen.
Auch vor einem anderen Hintergrund will eine Erhöhung der Abschussquote seitens der Stadt als Eigentümer der Wälder gut überlegt sein. Immer wieder war es in den vergangenen Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen Waldbesitzern und Jagdpächtern im Main-Kinzig-Kreis über die Abschussquote von Wildtieren gekommen. Einzelne Streitfälle wurden sogar vor Gericht ausgetragen. Um sowohl den Stadt- als auch den Bürgerwald in Windecken nach den selbst auferlegten Kriterien der Landschaftspflege zu bewirtschaften, wurde auf der Sitzung des Umweltausschusses die Menge des Holzes neu festgelegt, das künftig gefällt und verkauft werden soll.
Der neue „Hiebsatz“ wird demnach für den Nidderauer Stadtwald von 3600 Festmeter Holz auf künftig 4300 Festmeter Holz festgelegt. Für den Bürgerwald in Windecken wird der Hiebsatz um rund 50 Prozent von bislang 1900 Festmeter auf 2782 Festmeter Holz erhöht.
Das Fällen der Bäume und der Verkauf von Holz geschieht jedoch nicht aus kommerziellen Gründen. „Wir machen nie Kahlschlag für Geld“, so Bürgermeister Schultheiß. Die Mehr-Einnahmen aus dem Holz-Verkauf werden vielmehr zur Bewirtschaftung des Waldes benötigt, so dass er als Erholungsgelände für die Bürger erhalten bleibt. „Wir machen keinen Gewinn“, ergänzt Schultheiß. (fnp)