Wer Zeit und Muse hat, sollte bei schönem Wetter einen Besuch im Bad Vilbeler Freibad erwägen. Dort zeigt man sich gut vorbereitet. Denn es gilt, einige neue Gäste willkommen zu heißen. Und ihnen auch gesellschaftliche Regeln zu vermitteln.
Bad Vilbel. Ein Problem, das andere Freibäder haben, das hat Schwimmmeister Jörg Lau im Bad Vilbeler Freibad nicht. „Natürlich liegen hier und da Zigarettenkippen herum. Doch das Aufsammeln der Pommes-Tüten ist aufwendiger“, sagt er. Da hat Büdingen andere Probleme. Denn die CDU brachte dort den Antrag ins Stadtparlament ein, rauchfreie Zonen im Freibad zu schaffen. Es geht dabei vor allem darum, die Sandkästen freizuhalten und somit Kinder zu schützen. Nein, es gebe Ecken, in denen der Aufräumdienst vermehrt zu tun habe, entgegnet Lau. Doch vor allem die Jugendlichen sammelten sich in einer äußeren Ecke, Kleinkinder kämen da nicht hin. Und auch im Bad Vilbeler Freibad gebe es rauchfreie Zonen: im inneren Bereich, nach Überqueren der Durchschreite-Becken.
Mehr Rettungsringe
„Aber auch hier haben wir weniger mit Rauchern zu tun als mit Menschen, die ihr Essen hierhin mitnehmen“, berichtet Lau. Denn auch das Essen ist dort verboten, um die Becken rein zu halten. Ein entsprechender Vorstoß einer Partei in Bad Vilbel nach Büdinger Vorbild sei deswegen nicht nötig, befindet der Schwimmmeister.
Doch auch auf eine neue Situation müssen sich die 14 Rettungsschwimmer und vier Schwimmmeister schon einstellen: Denn in diesem Sommer erwartet Lau auch Bad Vilbeler Flüchtlinge, die Erfrischung suchen. „Viele können nicht schwimmen, und bei 1,80 Meter Wassertiefe von Anfang an kann es dort zu bedrohlichen Situationen kommen“, weiß er.
Lau ist vorbereitet: „Wir haben mehr Rettungsringe aufgehängt, unser Team ist vorbereitet“, sagt er. Der Verein „Flüchtlingshilfe – Willkommen in Bad Vilbel“ hat sich nach Wissenstand des Stadtsprechers Yannick Schwander ebenfalls des Themas durch Schwimmkurse bereits angenommen.
Doch auch immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Hier gibt Lau Entwarnung. In Bad Vilbel beobachte er bei den Schullehrern eine große Sensibilität für das Thema. Er ist sich sicher, dass die Schwimmfähigkeit Bad Vilbeler Kinder weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegt.
Zurück zu den Flüchtlingen: In verschiedenen Regionen Deutschlands kam es zu Übergriffen auf Frauen, die scheinbar durch ihre spärliche Kleidung die Vernunft bei manchen Menschen ausschalten. Auch hier hat das Bad Vilbeler Freibad reagiert.
„Wir haben unsere Baderegeln erweitert und sie auch in einem comichaften Stil aufbereitet“, schildert Lau dazu. Da geht es zum einen um die Sicherheitsvorkehrungen für Nichtschwimmer, aber auch darum, dass Frauen in Deutschland die garantierte Gleichberechtigung erfahren.
„Auch hier haben wir einen Vorteil“, sagt Schwander. Denn den großen Flüchtlingszustrom habe es im vergangenen Sommer gegeben. „Unsere ehrenamtlichen Helfer hatten Zeit, um die Menschen auf die hiesigen gesellschaftlichen Konventionen hinzuweisen.“