Darüber, dass im Neubaugebiet Fuhrweg II gerast werde, hatten sich Anwohner in Rendel beschwert. Karbens Stadtpolizei hat nachgemessen. Und kommt zu unerwarteten Ergebnissen.
Karben. Wenn Uwe Axtmann und seine Leute von der Stadtpolizei einen Messeinsatz vornehmen, dann überlassen sie nichts dem Zufall. Alles hat seine Ordnung, entspricht gesetzlichen Vorgaben.
Also hingen satte 22 Tage lang Messgeräte in Rendel, vom 1. Dezember an. An zwei Stellen maßen die Tafeln, wie viele Fahrzeuge in beide Richtungen entlang fuhren und wie schnell sie waren. Geblitzt wurde dabei nicht.
Messstelle Nummer eins war in der Dorfelder Straße am Ortseingang auf Höhe der Straße Zum Schelmenrod. Nicht weit weg von hier hatte vor nicht langer Zeit ein Auto ein Kind angefahren, wie Ortsbeiratsmitglied Achim Wolter (Grüne) berichtet. Das war Anlass für die Ortspolitiker, die Stadtpolizei um eine Messung zu bitten.
Ampel wirkt besser
Die fällt eindeutig aus: 85 Prozent der Fahrzeuge waren dort ortsauswärts 53 Stundenkilometer schnell unterwegs, berichtet Axtmann. Ortseinwärts liegt das Maximaltempo bei 48 Stundenkilometern. Gemessen wurden 89 700 Autos, Motorräder, Laster und Busse. Allein die Menge sorgt für ein Raunen in den Besucherreihen der Ortsbeiratssitzung. „Wir hatten natürlich auch Ausreißer mit Tempo 70 oder 80“, sagt Uwe Axtmann. Das könnten Einsatzfahrzeuge von Polizei und Rettung gewesen sein. Axtmann hat auch bei der Wetterauer Polizei angefragt, ob man die Tempo-30-Zone bis zum Ortseingang verlängern könne. Die aber lehne ab: „Für die Polizei ist Rendel ein weißer Fleck auf der Unfallkarte“, so Axtmann. Der Schüler-Unfall sei ein Einzelfall gewesen. „Sonst gab es in den vergangenen Jahren praktisch keinen Unfall in Rendel.“
Und er warnt: Werde die Tempo-30-Zone erweitert, bestehe die Gefahr, dass die Fußgängerampel entfernt werden müsse. „Dann ist die Ampel besser“, räumt Wolter ein. „Eine rote Ampel respektieren Fahrer mehr als ein Tempolimit“, pflichtet der Fachmann bei.
Messstelle Nummer zwei hatten Axtmann und seine Leute in der Heinrich-Walter-Straße installiert. Dort hatten sich zuvor Anlieger über Raser beschwert – was in einer Spielstraße ja umso schlimmer ist. Doch auch dort hat Uwe Axtmann eindeutige Zahlen: „85 Prozent der Fahrzeuge waren nicht schneller als 17 Stundenkilometer.“ Der Spitzenreiter habe Tempo 43 draufgehabt.
„Das war der Lieferwagen, der die Pakete bringt“, schätzt Anwohner Markus Rester. Allerdings seien nur sieben Stundenkilometer erlaubt. Stimmt, sagt Uwe Axtmann – doch könnten Fahrer nach Abzug gesetzlicher Toleranzen erst ab Tempo 18 belangt werden.
Keine Doppelschilder
„Viele wissen gar nicht, dass sie nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen“, findet Markus Rester. „Ein Extraschild würde da viel bringen.“
Das aber dürfe die Stadt nicht anbringen, erklärt der Stadtpolizist. „Das Schild für den verkehrsberuhigten Bereich beinhaltet die Vorgabe Schrittgeschwindigkeit.“ Von der Polizei habe die Stadt die Vorgabe bekommen, Doppelbeschilderungen abzunehmen. Kein Wunder, will die Politik doch auf Drängen der Öffentlichkeit den Schilderwald auslichten. „Wer keine Schrittgeschwindigkeit fahren will, wird auch mit einem Extraschild nicht langsamer fahren“, ruft eine Frau.
Am effektivsten seien versetzt angeordnete Parkplätze, weiß Experte Axtmann. Dafür fehle aber in der Straße der Platz. „Die meisten Raser sind doch selbst Anlieger“, wirft Otto Neumann ein. Dem stimmt Markus Rester zu. Nun müssen die Anwohner eben selbst ihre rasenden Nachbarn um langsames Fahren bitten. Denn die Kinder lieben die ruhige Straße als Spielplatz. (den)