Der Ernst des Lebens beginnt: 2500 Wetterauer Kinder haben ihren ersten Schultag – so wie Katharina aus Dortelweil-West.
Bad Vilbel. Das mit dem Stillsitzen schafft Katharina (6) schon mühelos. Fast anderthalb Stunden hält sie es am Gartentisch aus, während sie und ihre Mutter Ines Grego-Schröder über die Vorbereitungen für den ersten Schultag erzählen. Ein Symbol der Aufregung steht gleich nebenan – der neu angelegte Meerschweinchenstall. Lou und Lakritz leben da seit Anfang Juli. Und das nicht zufällig. „In den letzten Wochen war Katharina ein bisschen hippelig, wie’n Flummi“, erinnert sich ihre Mutter. Um sie abzulenken, kam die Idee mit den Haustieren auf.
Auch bei den Ferienspielen hat Katharina jetzt das erste Mal mitgemacht. Das war für sie ein erster Vorgeschmack, das Gefühl „zu den Großen zu gehören“. In der Kita Wirbelwind, die sie dreieinhalb Jahre besucht hatte, hatte sie zum Schluss gemischte Gefühle, erinnert sie sich. „Wir waren da die Großen“, was auch heißt, den Kleineren zu helfen. So wollten sie und ihre Freundin einem Dreijährigen die Schuhe anziehen, „aber er wollte nicht mithelfen“, erzählt sie. Der Abschied von der Kleinkinderzeit bewegt das junge Mädchen. Ob sie aufgeregt sei? „Ja sehr“, sagt Katharina. Da sind zum einen die schönen Erinnerungen an die Kita-Zeit, an das Miró-Malprojekt, den Holzbastelkurs. Ob sie noch gerne dageblieben wäre? Katharina kann sich nicht entscheiden: „Irgendwie so’n bisschen – aber auch nicht so’n bisschen“, sagt sie verlegen. Mit ihren Freundinnen hat Katharina ihren Erzieherinnen zum Abschied ein Bild gemalt.
Dabei ist sie in Gedanken schon ganz woanders, nämlich in der Regenbogenschule. Die hat sie schon mit den anderen künftigen Erstklässlern erkundet. „Spieletag“ nannte sich das, da habe sie auf einer Schnur balancieren und Memory spielen oder auch ein Fischmuster erkennen können. Was für die künftigen Schulkinder spielerisch wirkte, war für die Schule ein Eignungstest, um Fähigkeiten der Abc-Schützen einschätzen zu können. Katharina erinnert sich, eine Freundin habe sogar geheult, weil ihre Lehrerin krank war und der Unterricht ausfiel. Nun möchte sie endlich selber wissen, wie das geht – Schule? „Ja, genau“, meint sie spontan.
Die heiße Phase der Schulvorbereitungen fing bei den Schröders schon im vergangenen Jahr an. Nach Weihnachten zog sie mit ihrer Mutter bereits zum Schulranzenkauf los. Das war nicht einfach, denn es gibt eine riesige Auswahl. Eigentlich hätte es nicht unbedingt ein Marken-Ranzen sein müssen, doch dann ist es doch so gekommen, seufzt Katharinas Mutter, einer mit einem Reh-Motiv.
Der nächste Punkt war die Schultüte. Dass es keine fertig gekaufte sein sollte, war für Katharina, die gerne bastelt, schnell klar. Nun musste nur noch ihre Mutter überzeugt werden. Sie freut sich, dass es passende Bastelsets im Kindergarten zu kaufen gab. Auf dem Werk ist eine große Zauberfee zu sehen. Auch beim Einschulungskleid konnte sich Katharina durchsetzen. Weil sie es bunt mag, fiel das Kleid trotz mütterlicher Bedenken grün-weiß-orange-lila aus. Das bunte Kleid passt zu Katharinas Zukunftsplänen. Als Beruf könne sie sich Autorin oder Künstlerin vorstellen, meint sie. Fantasygeschichten mag sie und Bilder mit Feen, Drachen und Ponys. Und sie weiß, was sie unbedingt lernen will: Rechnen und Schreiben. Ihren Namen oder Worte wie Papa kann sie schon schreiben, 100 und 100 addieren.