Karben. Neun Minuten lang dauert der Wechsel, länger nicht. Er wird stark von Formalia geprägt. Der wichtigste Moment geht beinahe unter. Es ist der „förmliche Handschlag“, mit dem Karbens Parlamentschefin Ingrid Lenz (CDU) ihren Parteifreund Guido Rahn auf den neuen Job einschwört.
Rund 300 Menschen sitzen im Bürgerzentrum, um eine Veranstaltung zu erleben, wie sie Karben noch nicht sah. Als Detlev Engel von Paul Schönfeld übernahm und als Roland Schulz Detlev Engel beerbte, hatte die Amtseinführung einen nüchternen Charakter. Diesmal ist sie feierlich. Die 37 Stadtverordneten sind nur aus diesem einen Grund zusammengetreten.
Im feinen Zwirn sind die meisten Besucher erschienen. Das Blasorchester der Stadtkapelle spielt, das Saxophonquartett der Musikschule, der gemischte Chor der Sängerlust Kloppenheim singt, der Petterweiler Gesangverein, der Frauenchor der Musikschule, der gemischte Chor aus Rendel. Für sie alle ist es nicht nur ein bloßer Auftritt, sondern auch ein Werben für die eigene Sache.
Worauf manch einer der 20 Redner sehr direkt zu sprechen kommt. „Wir sind dankbar für den Geldsegen der Stadt“, sagt Martin Menn, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine.
Dass mit dem neuen Bürgermeister möglicherweise neue, viel sparsamere Zeiten anbrechen, vermuten viele, befürchten manche. Schließlich ist das Sparen eine der Tugenden, mit denen Rahn, seine CDU und die Koalitionspartner FWG und FDP erst die Kommunalwahl 2006 gewannen und den Genossen im vergangenen Herbst auch noch das Rathaus abjagten. „Wir brauchen eine ausreichende Versorgung zum Weiterentwickeln der Vereine“, mahnt Ober-Sportler Menn aus Groß-Karben den neuen Bürgermeister deshalb.
Die neun Minuten des Wechsels sind zugleich der letzten öffentliche Auftritt des bisherigen Bürgermeisters Roland Schulz. Mit dem letzten Arbeitstag von ihm und seinem Ersten Stadtrat Gerd Rippen (Grüne) am 31. März gingen 13 Jahre Rot-Grün in Karben zu Ende. Auf der Bühne ist es Schulz’ Aufgabe, seinem Nachfolger die Ernennungsurkunde zu überreichen.
Schulz verliest das Schriftstück, überreicht es Rahn mit einem Handschlag. So schnell macht er es, dass die Fotografen sogleich noch eine Wiederholung einfordern. Dabei wirkt Schulz sichtlich genervt.
Schnell, allzu schnell spricht Rahn der Parlamentschefin die Eidesformel nach. Dann brandet Applaus auf, bevor Ingrid Lenz eine offizielle Pause fürs Händeschütteln einlegt. Außerhalb der Scheinwerfer ist Roland Schulz da schon die Treppe hinunter. Und ist weg.
Die Stadtverordneten, voran beginnt der Gratulationsreigen. Auch viele Genossen gratulieren Rahn mit Herzlichkeit. Sofern sie denn gekommen sind. Der SPD-Landrat zum Beispiel hat seinen Zweiten Kreisbeigeordneten von der FWG geschickt. Besonders herzlich beglückwünschen die Parteifreunde – CDU-Bundestagsabgeordnete Lucia Puttrich an der Spitze – und Koalitionsmitstreiter ihre frisch inthronisierte Galionsfigur. FWG-Fraktionschef Michael Ottens hat einen Besen dabei, die Borsten rot und grün gefärbt. Rahn habe viel zu erledigen und auszukehren im Rathaus. (den)