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Radfahren – mehr als nur ein Hobby

Für die rot markierten Überwege für Radfahrer erhält die Stadt noch Lob vom Fahrradverband ADFC. Ansonsten wird die Stadtregierung aber vor allem für die Baustellenumleitungen kritisiert. Foto: Pegelow
Für die rot markierten Überwege für Radfahrer erhält die Stadt noch Lob vom Fahrradverband ADFC. Ansonsten wird die Stadtregierung aber vor allem für die Baustellenumleitungen kritisiert. Foto: Pegelow

Bad Vilbel. Ute Gräber-Seißinger ist eine eifrige Radfahrerin. Außer der Vorsitzenden des Fahrrad-Clubs Bad Vilbel gibt es beim örtlichen ADFC noch weitere engagierte Radfahrer, die sich für die Zweiradfahrer einsetzen. Häufiger stoßen sie auf Dinge, die ihnen nicht gefallen. Diesmal sind es die Baustellen. Auf die Umstände, die damit für Radfahrer verbunden sind, weisen sie in einer ausführlichen Pressemitteilung hin.
Zu Beginn halten sie noch Lob parat, für den neuen stadtseitigen Rad- und Fußweg entlang der Nidda und die in Rot angelegten Überwege sowie die Freigabe von Einbahnstraßen fürs Radeln gegen die Fahrtrichtung.
Deutlich mehr Raum nimmt deren Kritik ein. So heißt es, bei der Stadt sei die Erkenntnis »unterentwickelt«, dass das Fahrrad ein alternatives Mittel zur Sicherung der alltäglichen Mobilität sei, »und nicht nur ein Freizeitgerät«. Bei den Straßen- und Wegebaumaßnahmen würden Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zur Schule behindert oder gefährdet.
Als Beispiel nennt der ADFC die Radverbindung zwischen Dortelweil und dem Schulzentrum. Im vergangenen Jahr sei der Weg durch den noch kaum bebauten Quellenpark 250 Meter nach Norden verlegt worden. Seitdem seien die Baustellen von zwei Seiten her auf den Radweg zugekrochen, die Wege waren durch Baufahrzeuge erheblich verschmutzt. Zudem sei die Landschaftsbrücke, die einzige Querung der Nordumgehung, gesperrt worden. Als Alternative werde die stark frequentierte Friedberger Straße angeboten. Die müsse aber ausgerechnet zur Rush-Hour zweimal von den Schulkindern überquert werden.
Bedenkliche Strecken
Zwar begrüßt der ADFC die neu asphaltierte 730 Meter lange Passage zwischen Dortelweil und Massenheim, die ende aber ausgerechnet an der stark befahrenen Kreuzung der Umgehung. »Diese Streckenführung ist bedenklich«, sagt Gräber-Seißinger. Im Industriegebiet gebe es keinen Radweg, zudem müssten die Kinder über die Kreuzung der Homburger Straße gelangen. »Von einer einigermaßen sicheren Fahrt zum Schulzentrum kann hier nicht die Rede sein.«
Moniert wird ebenso die Sperrung des Niddaweges kurz vor der Alten Mühle. Hier fehle an der Zufahrtsstraße Gronauer Weg ein Hinweis. Der Weg werde von vielen aus Richtung Karben kommenden Radlern genutzt. Weil der Hinweis fehle, radelten sie erst 400 Meter weiter, um dann an der Absperrung umkehren zu müssen.
Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) weist die Stellungnahme des ADFC in allen Punkten zurück. So sei die Kritik, die Stadt sähe den Radverkehr lediglich als Freizeitvergnügen und nicht als Mobilitätsvariante, »absurd«. Insbesondere in Radverbindungen in die Region sei in den vergangenen Jahren viel Geld investiert worden. Der Stadtrat weist zudem darauf hin, dass der Niddaradweg an vielen Stellen ausgebaut worden sei. Der Fuß- und Radweg zwischen Massenheim und Dortelweil sei schneller als ursprünglich geplant fertiggestellt worden.
Sicherheitsbedenken
Der stadtseitige Niddaweg sei für den Verkehr freigegeben worden. Der Weg zwischen dem Dottenfelderhof und den Gleisen der Niddertalbahn sei saniert worden. Die neue Rampe vom Niddaradweg zur L 3008 in Höhe der Marktwiese stelle einen barrierefreien Übergang zwischen Niddaradweg und L 3008 dar. Der Fuß- und Radweg durch den Quellenpark sei voll im Plan und werde demnächst fertiggestellt.
Wysocki begründet die Sperrung der Brücke mit Sicherheitsbedenken. »Das Näherrücken der Arbeitsstelle an die Landschaftsbrücke sowie die begleitenden Erschließungsmaßnahmen in diesem Bereich, die ein sicheres Miteinander nicht mehr möglich machten, ließen nur noch eine Sperrung der Brücke zu. Unumwunden eine belastende, weil mit Umwegen verbundene Entscheidung; aber zugunsten der Verkehrssicherheit die folgenrichtige.«
Die Sperrung der Brücke wirke sich positiv auf die Bauzeit aus, »auch wenn dies nur ein schwacher Trost ist«. Da in Dortelweil parallel auch am Niddaradweg gearbeitet wird, stünden als Alternativrouten von dort nur noch der Weg über die Friedberger Straße und der Weg vorbei am Dottenfelderhof zur Verfügung.
»Eine Querung der Homburger Straße zum Schulzentrum ist bei keiner Führung des Wegs zu vermeiden, da diese nun einmal zwischen dem Schulzentrum und dem Quellenpark liegt.«
Neue Beschilderung
Schließlich nimmt der Stadtrat auch zum Weg zum Kulturzentrum Stellung. Der sei wegen einer Baumaßnahme gesperrt. Die Alte Mühle erreiche man jedoch, wenn man vom Gronauer Weg über die Lohstraße fährt.
Zur Beschilderung sagt er, dass jüngst im gesamten Stadtgebiet eine neue Beschilderung für den Radverkehr installiert worden sei, die gemeinsam mit dem Kreis geplant wurde und eben insbesondere auch die Verbindungen in die Region aufzeige.
Dem ADFC schreibt der Stadtrat noch folgendes ins Stammbuch: Wer Kritik an Einschränkungen durch Baumaßnahmen übe, gleichzeitig aber die Radinfrastruktur verbessert haben möchte, verfahre nach dem Motto »Wasch mich, aber mach mich nicht nass«.